Wie sieht für Sie ein ideales Bildungssystem für Deutschland aus? Sollte der Bund z.B. zu Lasten der Länder hier mehr Kompetenzen und Verantwortung bekommen?
Sehr geehrte Frau R.,
ein gerechtes und zukunftsorientiertes Bildungssystem muss allen Kindern und Jugendlichen gleiche Chancen ermöglichen – unabhängig vom Einkommen der Eltern oder dem Wohnort. Bildung ist ein Menschenrecht und darf nicht von sozialen oder wirtschaftlichen Faktoren abhängen.
Die Herausforderungen unseres föderalen Bildungssystems sind bekannt: Einerseits ermöglicht es den Ländern, ihre Bildungspolitik an regionale Bedürfnisse anzupassen. Andererseits führt es zu erheblichen Unterschieden in der Qualität der Bildung, der Ausstattung der Schulen und den Bildungschancen der Schüler und Schülerinnen. Diese Ungerechtigkeit müssen wir überwinden.
Ich setze mich dafür ein, dass der Bund eine stärkere Rolle in der Bildungsfinanzierung übernimmt, um die Bildungsinfrastruktur bundesweit zu verbessern. Das bedeutet vor allem mehr Investitionen in moderne Schulen, digitale Ausstattung, Sanierungen und eine bessere Bezahlung der Lehrkräfte. Gleichzeitig sollten die Länder weiterhin eigene Schwerpunkte setzen können. Eine stärkere Koordination und Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern ist daher notwendig, um Bildungsgerechtigkeit sicherzustellen, ohne die föderalen Strukturen komplett aufzulösen.
Besonders wichtig ist mir, dass Kinder aus finanziell schwächeren Familien nicht benachteiligt werden. Wir brauchen mehr gezielte Unterstützung für diese Kinder – sei es durch kostenlose Lernmaterialien, mehr Schulsozialarbeit oder gezielte Förderprogramme.
Doch all das braucht finanzielle Mittel. Die Schuldenbremse muss dringend reformiert werden, damit wir in unsere Bildung investieren. Die Schuldenbremse spart nicht für, sondern an jungen Menschen. Das können und dürfen wir uns nicht leisten, wenn wir eine chancengerechte Gesellschaft wollen.
Unser Bildungssystem muss inklusiv, chancengerecht und zukunftsorientiert sein. Dafür braucht es eine bessere Zusammenarbeit aller politischen Ebenen – und den politischen Willen, Bildung endlich zur Priorität zu machen.