Frage an Petra Osinski von Andreas K. bezüglich Familie
Sehr geehrter Frau Osinksi,
Jungen sind die Bildungsverlierer, weisen häufiger Entwicklungsverzögerungen auf, sind häufiger chronische krank und haben häufiger grobmotorische und sprachliche Entwicklungsverzögerungen als Mädchen. Jungen mit Migrationshintergrund sind dabei nochmals deutlich auffälliger als Jungen ohne Migrationshintergrund.
Gleichwohl kümmert sich eine Armada aus Frauen-, Gender- und Gleichstellungsbeauftragten ausschließlich um das Vorankommen der Mädchen. Das Bundesprojekt "Neue Wege für Jungs" ist lediglich ein Annex des Girl´s Day und hat zudem offenbar das Ziel, Jungen aus zukunftsträchtigen Bereichen wegzulocken, um Platz für Mädchen zu schaffen.
Wie sieht Ihre Position und die Position der FDP hierzu aus?
Beste Grüße
Sehr geehrter Herr Kraußer:
Es ist unzweifelhaft, dass in Deutschland Mädchen heute in der Schulausbildung größere Erfolge haben als Jungen. Mit der Kehrseite, dass Jungen bei Schulabgängern ohne Abschluss inzwischen deutlich überrepräsentiert sind. Wobei es sich meiner Kenntnis entzieht, ob dies--wie ich annehme--in allen westlichen Industriestaaten der Fall ist oder besonders in Deutschland vorkommt.
Ebenso unzweifelhaft ist aber auch, dass trotz der besseren Bildungserfolge von Mädchen Arbeitseinkommen von Frauen für gleichwertige Arbeit um fast ein Viertel unter denen von Männern liegen, wobei ein Drittel des Einkommensnachteils ausschliesslich auf den genderbezogenen Unterschied zurückgeht, also nicht durch unterschiedliche Erwerbsbiographien erklärt wird. Frauen in Deutschland bleiben zudem in Vorständen und Aufsichtsräten von Unternehmen gröblich unterrepräsentiert. Deshalb die in unserem Bundestagswahlprogramm 2009 hervorgehobenen Forderung nach der Gleichstellung von Frauen im Arbeitsleben und besonders der schleunigen Beseitigung der Lohnungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen.
Nun zu den von Ihnen erwähnten bei Jungen häufigeren Entwicklungsverzögerungen, chronischen Erkrankungen und häufigeren grobmotorischen und sprachlichen Entwicklungsverzögerungen: Hier ist meines Wissens das häufigere Auftreten bei Jungen vorwiegend biologisch bedingt, was z.B. mit der zumeist höheren Sterblichkeit bei männlichen Kleinkindern in fast allen Ländern der Welt konform ist. Selbstverständlich stehen wir Grüne dafür, dass unabhängig von der speziellen Ursache Jungen wie Mädchen gesicherten Zugang zur frühestmöglichen Diagnostik und Therapie erhalten, um solchen Entwicklungsstörungen wirksam entgegenzutreten.
In bezug auf den möglichen Beitrag von sozialen Ursachen zu dem von Ihnen erwähnten geringeren Bildungserfolg von Jungen verglichen mit dem von Mädchen betonen wir Grüne in unserem Bundestagswahlprogramm die Bedeutung von geschlechtssensiblen Angeboten und positiven Rollenvorbildern bereits im frühkindlichen Alter. Deshalb wollen wir den Anteil der Männer beim pädagogischen Personal in Kitas und Grundschulen deutlich erhöhen und werden uns dabei auch, wie es hier in Hamburg unter Schwarz-Grün bereits der Falls ist, auch für einen höheren Anteil von Erziehern mit Migrationshintergrund einsetzen.
Ich hoffe, auf Ihre Frage hinreichend eingegangen zu sein, und würde mich über Ihre "grünen" Stimmen bei der Bundestagswahl als Vertrauenserweis sehr freuen.
Ihre Petra Osinski