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Peter Jakobeit
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Frage von Stefan V. •

Was für Vor- und Nachteile sehen Sie im bedingungslosen Grundeinkommen?

Sehr geehrter Herr Jakobeit,

Könnten Sie mir bitte kurz erläutern, welche Vor- bzw. Nachteile Sie sehen würde ein bedingungsloses Grundeinkommen in Deutschland zu installieren?

Zudem würde mich interessieren inwieweit Sie das umsetzbar finden und welchen Zeitraum Sie bemessen würden bis es umgesetzt werden kann.

LG, S.

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Antwort von
DiB

Sehr geehrter S. V.

womöglich mache ich es so kurz, dass der Kern des Grundeinkommens gar nicht sichtbar wird, oder ich werde so ausführlich, dass Sie die Augen verdrehen und wegclicken.

Also: Nachteile sehe keine. Außer vielleicht, dass die vorher stattfindende gesellschaftliche Debatte von politischen Populisten zu weiterer Polarisierung der Gesellschaft benutzt werden wird.

Grundlage des bedingungslosen Grundeinkommen ist das Wissen, dass es sich dabei eben nicht um einen neuen sozialpolitischen Umverteilungstrick handelt, sondern um einen Kulturimpuls. Beispiel: Wofür backt der Bäcker die Brötchen? Ganz sicher nicht für sich, sondern für mich und viele andere. Auch wenn er selbst glaubt, er tue dies, damit er mglw. bald in Urlaub fahren kann, ist es nicht so. Wir Kund*innen wiederum geben ihm unser Geld deswegen, damit er weiterhin ein Einkommen hat, das es ihm ermöglicht, auch morgen wieder Brötchen anzubieten. Und ja , auch, dass er etwas zurücklegen kann, um eine modernere Maschine zu kaufen - oder eben um in Urlaub zu fahren.

Wir bezahlen also nicht seine Arbeit, sondern verschaffen ihm ein (hoffentlich ausreichendes) Einkommen. Arbeit nämlich kann gar nicht bezahlt werden. Wäre es so, gäbe es nicht diese enormen Einkommensunterschiede zwischen einer Pflegerin und einem Investmentbanker. Beide arbeiten eigentlich nur, der Unterschied wird  also an anderer Stelle gemacht. (Anderes Thema)

Wenn aber Arbeit nicht mehr Grundlage eines Einkommens ist, sondern vielmehr begriffen wird, dass wir unsere Mitmenschen in die Lage zu versetzen haben, eine Leben in Würde zu führen, dann wird klar, dass das Grundeinkommen eine logische Konsequenz aus diesem Gedanken ist.

Natürlich wird das bGE eine große Umwälzung sein. Aber es wird nur die logische Fortführung simpler Gedanken sein.

Umsetzbarkeit: Jederzeit, die nötigen Mittel sind ja vorhanden. Nur mal so als Gedankenstütze: Ein bGE in Höhe von ca. 1.400 Euro, Kinder bis 18 die Hälfte, würde jährliche Kosten von etwa 1 Billion Euro ausmachen. Stattlich, wenn man sieht, der Bundeshaushalt beträgt selbst nur 390 Milliarden. Weniger stattlich allerdings, wenn man weiß, dass die kompletten Sozialausgaben in Deutschland im Jahr 2019 (also Bund, Länder und Gemeinden) 1,15 Billionen Euro betrugen. (Quelle: Stat. Bundesamt). Natürlich kann man diese Gelder nicht einfach mal kurz rüberschieben, aber die Furcht vor der großen Zahl ist grundlos.

Fazit: Das Grundeinkommen wird umgesetzt werden in weniger als 10 Jahren. Der größte Impuls dahin gehend, das zeichnet sich schon ab, wird aus der Industrie kommen. Wobei es mir persönlich lieber wäre, bei der Ausgestaltung eines bGE wären andere, nicht die Industrie-Lobby am Zug.

Schöne Grüße, Peter Jakobeit