Warum halten Sie die Impfpflicht gegen Covid ab 50 trotz eingeschränkter Effektivität der Vakzine für eine geeignete, erforderliche und angemessene Maßnahme?
Sehr geehrte Frau Dr. Piechotta,
Sie setzen sich für eine Impfpflicht gegen Covid 19 ab 50 ein, um einer Überlastung des Gesundheitswesens vorzubeugen. Warum halten Sie dies für eine geeignete, erforderliche und angemessene Maßnahme, obwohl die derzeitigen Vakzine weder einen dauerhaften Eigenschutz noch mangels steriler Immunität einen zuverlässigen Schutz anderer bieten? Wäre nicht eine ausreichende Finanzierung der Krankenhäuser und eine Schaffung besserer Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal die geeignetere Maßnahme, die zudem keinerlei Eingriffe in die Grundrechte bräuchte?
Ich bin gespannt auf Ihre Argumente als Ärztin und Mitglied einer Partei, der früher einmal die Verteidigung von Bürgerrechten gegen Übergriffe des Staates am Herzen lag.
MfG
Dr. F.
Liebe Frau Dr. F.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich halte die COVID-19-Schutzimpfung für ein wichtiges Instrument zur Überwindung der Pandemie. Es stimmt, dass die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz vor Infektion oder Erkrankung bietet. Sie bietet aber einen guten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen und beugt damit der weiteren Überlastung unseres Gesundheitswesens vor, denn an COVID-19 erkrankte Patientinnen und Patienten haben aufgrund besonderer Schutzmaßnahmen einen erhöhten Behandlungsaufwand und müssen zudem häufig intensivmedizinisch betreut werden, was weitere Personalressourcen bindet und eine Überlastung des Gesundheitswesens bedingen könnte. Eine Überlastung des Gesundheitswesens gefährdet auch die medizinische Regelversorgung wie gesundheitliche Notfälle, Operationen, Krebsbehandlungen oder Vorsorgeuntersuchungen. Die altersbezogene Impfflicht mit den hierzulande zugelassenen sicheren und gut erforschten Impfstoffen halte ich daher für eine legitime Maßnahme, um besser für den kommenden Herbst und Winter gerüstet zu sein. Im Bundestag ist in der Abstimmung dafür zu meinem Bedauern keine Mehrheit zustande gekommen.
Selbstverständlich sind darüber hinaus weitere umfassende Maßnahmen notwendig, um den Pflege- und Personalnotstand in unserem Gesundheitswesen anzugehen und Menschen in Gesundheitsberufen selbst gesund zu halten. Aber eine Pandemie bekämpft man nicht mit mehr Krankenhausbetten, sondern mit Hygienemaßnahmen und Impfungen. So viele Krankenhäuser kann kein Land betreiben, dass im Pandemie-Fall ohne irgendeine andere Maßnahme die Versorgung aller Erkrankten sichergestellt werden könnte. Als Ärztin kenne ich die vielen Baustellen in unserem Gesundheitswesen aus nächster Nähe. Es ist mir daher eine Herzensangelegenheit, mich im Haushalts- und Gesundheitsausschuss für ein menschenwürdiges, krisenfestes und nachhaltiges Gesundheitswesen einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Paula Piechotta