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Paula Piechotta
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Peter L. •

Frage an Paula Piechotta von Peter L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Pichotta,

das Altenburger Land gehört leider nicht zu den „Leuchttürmen“ in Thüringen.
Was sehen Sie als die wichtigsten Aufgaben zur weiteren Entwicklung des Altenburger Landes und wie können diese erreicht werden?

Was können oder wollen Sie im Falle Ihrer Wahl für die weitere Entwicklung des Altenburger Landes tun?

Wo sehen Sie das Altenburger Land im Jahr 2020?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Wo sehen Sie das Altenburger Land im Jahr 2020?

In den letzten 24 Jahren wurden auch im Altenburger Land mit
Infrastrukturgroßprojekten viele Millionen Euro verbaut - immer in der
Hoffnung, dass mehr Straßen ganz automatisch Arbeitsplätze und mehr
Lebensqualität in der Region schaffen. Die Frage, ob man all diese
Straßen, den völlig überflüssigen Regionalflughafen und auch die
leerstehenden Gewerbegebiete in 25 Jahren noch brauchen wird und ob die
Kommunen die Instandhaltung auch dann noch bezahlen können spielten und
spielen bei der Planung keine Rolle. Während jetzt ganz Deutschland
darüber spricht, dass wir uns endlich auf die teure, aber notwendige
Instandhaltung von Brücken, Kanälen und Straßen konzentrieren müssen
statt immer nur neu zu bauen und alles alte herunter zu wirtschaften,
bleiben Bundestagsabgeordnete aus dem Altenburger Land immer noch der
Vergangenheit verhaftet und machen sich mit Rezepten von vor zwanzig
Jahren für neue Autobahnanschlüsse stark.

Was aber bräuchte das Altenburger Land wirklich, um seinen Bewohnerinnen
und Bewohnern eine Zukunftsperspektive bieten zu können?

Der Landkreis liegt sehr günstig im Dreiländereck, nahe an dem sich
jetzt sehr gut entwickelnden Leipzig. Es ist bereits heute sehr gut
angebunden - mit der A4, seinen Bundesstraßen und durch die Halte der
S-Bahn Mitteldeutschland - und das alles bei sehr niedrigen Mieten. Ein
weiterer enormer Standortvorteil sind die sehr fruchtbaren Böden des
Altenburger Landes. Es ist heute schon die größte Anbauregion von Heil-,
Duft- und Gewürzpflanzen im Freistaat Thüringen. Während in Thüringen
genauso wie in Deutschland insgesamt der Bedarf z. B. von Bioobst und
Biogemüse bei weitem nicht mit Produkten aus dem Bundesland selbst
gedeckt werden kann und auch der Bedarf im angrenzenden Leipzig immer
weiter steigt, spielt Ökolandbau im Altenburger noch quasi keine Rolle.
Aus diesem Grund muss ökologisch angebautes Obst und Gemüse von Jahr zu
Jahr in höheren Mengen nach Deutschland importiert werden - verschenktes
Wachstumspotential für die regionalen Erzeuger vor Ort. Aber auch die
ENGO, die Energiegenossenschaft Ostthüringen mit Sitz in Schmölln ist
ein gutes Beispiel dafür, wie das Altenburger Land sich fit machen kann
für die Zeit nach 2020.

Die Wachstumsinitiative des Freitstaats stellt dem Landkreis aktuell
einiges an Geldmitteln zur Verfügung, deren Verwendung man unter anderem
hier einsehen kann:
http://www.altenburgerland.de/fm/130831_Sachbericht%20Wachstumsinitiative%20Altenburger%20Land.pdf.
Auch hier ist aber leider zu beobachten, dass ein Großteil der Gelder in
Straßenneubau fließt, hingegen vergleichsweise wenig Geld in den Anschub
innovativer Wirtschaftsstrukturen oder Projekte, die das Leben vor Ort
lebenswert erhalten: Shuttlebusse zur nächsten Arztpraxis und
Gemeindeschwestern, Dorfläden, ein brauchbarer öffentlicher Nahverkehr
und die Stärkung vor allem der dörflichen Vereinslandschaft. Eine ganz
wichtige Rolle kommt darüber hinaus den nahen Berufschulen in Altenburg
zu: Nach der Schließung der Berufsschule Schmölln sind sie die letzten
Bildungseinrichtungen, die es jungen Menschen ermöglichen eine
wohnortnahe Berufsausbildung zu absolvieren und sie damit vor Ort halten
können. Es müssen alle Kräfte vereint werden, damit diese wohnortnahe
Berufsausbildung erhalten bleibt.

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