Frage an Patrick Johann Hoppe von Yann C. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Hoppe,
mich interessiert Ihre Antwort auf eine Frage brennend. Wie wichtig sind in einer Gesellschaftsordnung, wie Sie sie favorisieren, eigentlich zwischenmenschliche Kontakte? Meinen Sie, dass diese auch in einem großen sozialistischen System über weite Distanzen aufrecht erhalten bleiben können, oder sind Sie eher der Meinung, dass man dort in der Masse untergeht? Ich möchte dabei nicht die Gleichmacherei ala "Ost-Töpfchen-Diskussion" aufwärmen, möchte aber gleichwohl daran erinnern, dass auch in den neuen Bundesländern Menschen leben, die sich über soziale Kontakte durchaus freuen. Also, Herr Hoppe, bekennen Sie Farbe und äußern sich zu diesem gesellschaftsrelevanten Problem.
Mit sozialdemokratischem Gruß
Yann-Christoph Collin
--bekennendes SPD-Mitglied- -
Sehr geehrter Herr Collin,
damit sprechen Sie ein wichtiges Thema an.
Die gegenwärtige Gesellschaftsordnung krankt an allen Ecken und Enden. Mit dem zunehmenden Druck, verursacht durch eine Wirtschaftsordnung, die nicht den Menschen, sondern ausschließlich Profite in den Mittelpunkt stellt und deren einziges Prinzip Gewinnmaximierung ist, geraten auch die sozialen Beziehungen der Menschen zunehmend ins Abseits. Es wird uns schlicht die Zeit geraubt, um soziale Beziehungen in befriedigendem Maße pflegen zu können, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder im Betrieb. Wo dies heute überhaupt noch möglich ist, geschieht dies gegen Widerstände, denn die unsichtbare Stechuhr tickt über jedem von uns und wir müssen uns permanent für oder gegen die Verwertung unserer Lebenszeit zur Erwirtschaftung von Geldeinkommen entscheiden.
Familienarbeit, soziale Arbeit in der Gesellschaft, die Beziehungspflege, politische Arbeit, all diese Arbeit wird im kapitalistischen System grundsätzlich nicht entlohnt, da sie keinen unmittelbaren Profit erwirtschaftet.
Damit der Mensch sich aber seiner selbst nicht fremd wird, Marx nannte dies Entfremdung im kapitalistischen Verwertungsprozess, weil sich der Mensch durch tätiges Schaffen, mithin durch Arbeit, definiert, müssen wir die Herrschaft über unsere Zeit zurückerlangen. Dies wird aber nur dort möglich sein, wo auch Arbeit, die keine unmittelbaren Geldprofite abwirft, als gesellschaftlich notwendig anerkannt und entlohnt wird. Die Soziologin Frigga Haug hat in Bezug auf diese Problemstellung die sogenannte Vier-in-Einem-Perspektive entworfen, die ich Ihnen als Lesehinweis ans Herz legen möchte.
Eine Gesellschaftsordnung, wie ich sie mir wünsche, gibt uns die Herrschaft über unsere Zeit zurück und bietet in befriedigender Weise Zeit für die Erwerbsarbeit, die Familienarbeit, die Gesellschaftsarbeit und die Arbeit für die persönliche Weiterentwicklung, also beispielsweise die Beschäftigung mit Wissenschaft, Kunst oder Sport.
Ich hoffe, dass Sie hierin mit mir übereinstimmen und freue mich darüber, dass in der SPD noch aufrechte Sozialdemokraten wie Sie zu finden sind.
Es grüßt Sie herzlich, verbunden mit den besten Wünschen für Ihre Familie
Patrick Johann Hoppe