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Frage von Andreas F. •

Frage an Patrick Gläser von Andreas F. bezüglich Soziale Sicherung

Sie möchten sich für Jugendclubs einsetzen. Welche Anforderungen stellen Sie an einen solchen Club?

Wie wollen Sie diese bezahlbar machen?

Weitere Frage: Die Mieten werden immer höher. Was möchten Sie machen um diese Entwicklung umzukehren?

Zu guter Letzt: ich bewundere Ihren Mut und Ihre Kraft, es wurde Zeit, dass jemand gegen das Diktat der Parteien aufbewahrt. Wenn Sie mir meine Fragen beantworten können haben Sie einen Wähler mehr.

Danke dafür

Ihr Andre F.

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Lieber Herr F.,

danke für Ihre freundlichen und aufmunternden Worte. Es stärkt einem den Glauben daran, das man das Richtige macht und genau diese Dinge sind es, die einem Mut und Kraft für 4 bis 13 Stunden (Je nach dem, ob ich arbeiten muss oder nicht) täglichen Wahlkampf geben.

Zu Ihren Fragen:

Jugendclubs. Puh - ich versuche es so kurzzuschreiben wie ich kann, ohne daraus eine Abhandlung zu machen.

Gerade in Gebieten, die von der Politik immer gerne als Problemkieze bezeichnet werden, fehlt es oft an Anlaufstellen. Nicht nur für Jugendliche. Aber gerade Menschen, die sich in eine der schwierigsten Phasen des Lebens befinden - der Pubertät -, brauchen einen persönlichen Fokus. Die Chemie des Körpers dreht durch und die Jugendlichen kommen in eine Phase der Rebellion. Das ist absolut normal und gut so. Aber passiert dies ohne eine Stimme der Vernunft, siegt die Stimme des Ungleichgewichtes. Oder auf Berlinerisch: "Die Gören bauen Scheiße!" Das sollen Sie auch, aber da wo sie sich damit selber nicht gefährden. Wo eine Stimme da ist, die weiß was sie gerade durchmachen und die eben nicht die Eltern sind.

Hier muss der Jugenclub ansetzen. Klare Regeln, die mit den Jugendlichen aufgestellt werden. Freizeitaktivitäten aber auch Hausaufgabenhilfe, die sie bei den meist Vollzeit arbeitenden Eltern am Abend eben nicht mehr einholen wollen. Sei es weil die Eltern unter starkem Stress stehen oder weil die Jugendlichen sich eben in dieser Phase nicht mit den Eltern zusammen setzen wollen.

In einer solchen Einrichtung soll aber der Spaß im Vordergrund stehen. Besonders wichtig ist ein Motor um Kraft, aber auch Kreativität heraus zu lassen. Seien es besprühbare Wände, Kunstprojekte, eine Möglichkeit für Bandproben, Werkstätten unter Aufsicht oder halt Sport. Dazu günstiges Essen, das am besten mit den Jugendlichen zubereitet wird. Klingt wie wünsch dir was? Genau dies passiert aber in vielen Jugendclubs in Deutschland. Ich habe mir solche Einrichtung von der Ostsee, bis an die Alpen angesehen und es funktioniert.

Aber es kostet auch Geld. Und das nicht wenig. Nicht nur die Häuser und das Gelände wollen bezahlt werden sondern auch das Personal, zu dem zwingend Pädagogen gehören müssen. Aber woher das Geld nehmen. Zum Teil muss hier natürlich Geld aus den Sozialkassen kommen. Es ist das Soziale Kernprojekt. Zum anderen kann hier die Gemeinde aber auch viel helfen. In Form von Vereinen, die die Gebäude mit nutzen sollten und hierfür eine Miete zahlen. Die sollte nicht allzu hoch sein. Da macht es eher die Masse. Auch sollte eine enge Partnerschaft mit Sportvereinen und Schulen aufgebaut werden. Gerade Sportvereine leiden unter schwindenden Mitgliederzahlen, seit sie nicht mehr an die Schulen gehen. Hier kann möglicherweise ein Stück dieser Schwund aufgefangen werden. Diese können hier nicht nur Stunden, sondern auch Sachleistungen einbringen. Ich denke hier aber auch an Schach oder ähnlich gelagerte Vereine, die ein solches Haus bereichern. Ein Beispiel hierfür ist der Jugenclub Heckerdamm.

Fakt ist, eine solche Einrichtung wird Geld kosten. Aber das Geld ist gut und Richtig aufgehoben. Gerade am Heckerdamm können wir ein positiven Effekt rund um den Jugendclub erkennen, der auch für Sicherheit sorgt. Die Jugendlichen haben keine Angst vor der Polizei, aber Respekt dort vor der Leitung, nicht zuletzt, weil sie wissen, schon ihre Eltern sind dort hin gegangen und die kennen die Leitung noch. Auch die Eltern kommen zu der ein oder anderen Veranstaltung immer noch vorbei. Ein Ort der Kommunikation und der Gemeinschaft. Deshalb muss hier auch von Seiten der Stadt Geld für da sein. Ich sage jetzt in dem Wissen, dass ich das eh nicht durch bekomme. In Berlin brauchen wir keinen Fahrservice für Politiker. Aber wir brauchen die Jugendclubs, warum dieses Geld nicht dahin lenken?

Zu Ihrer zweiten Frage. Auch hier halte ich mich möglichst kurz.

Wichtig ist in erster Linie das neue Wohnungen entstehen. Aber diese müssen auch sozialverträglich sein. Zumindest zu einem Teil. Ich bin normalerweise nicht für Quoten zu haben. Aber eine Quote für sozialverträgliche Wohnungen bei Großbauprojekten wären ein guter Anfang. Gerade von den Neubauten im Kurt-Schumacher-Quartier nach der Schließung von Tegel verspreche ich mir eine berlinweite Entlastung, auch wenn Mieten in den direkten Einflugschneisen leicht ansteigen werden. Das würden sie aber auch - und sogar stärker - durch die Lärmschutzmaßnahmen (Stichwort Sanierung).

Von der Mietpreisbremse hingegen halte ich nichts. Sie funktioniert kurz gesagt nirgendwo. Worauf wir in dieser Stadt einen Fokus legen müssen, sind kleine oder WG geeignete Wohnungen, da wir in dieser Stadt nicht nur durch die vielen Studierenden sehr viele Singels haben. Wie schwer es als ein solcher mit niedrigem Einkommen ist, eine Wohnung zu bekommen, habe ich am eigenen Leib erfahren dürfen. Die Sozialbauwohnungen hatten auch nur für eine sehr begrenzte Zeit geholfen. Auch dieses Projekt ist so einfach nicht zu wiederholen. Von Barrierfreiheit und altersgerechtem Wohnen fange ich lieber jetzt gar nicht erst an.

Ansonsten steht man als Politiker diesem Problem weitgehend machtlos gegenüber. Umkehren kann man die Situation in den nächsten 5 Jahren nicht. Wer Ihnen etwas anderes erklärt, baut nach meinen Dafürhalten Luftschlösser. Man kann nur versuchen die Entwicklung auszubremsen und muss langfristig arbeiten. Es gibt Probleme die in 5 Jahren entstehen können, die aber in der selben Zeit nicht zu bewältigen sind.

Ich hoffe Ihnen mit meinen Antworten weitergeholfen zu haben und bedanke
mich dann für die Stimme.

Mit freundlichen Grüßen

Patrick Gläser