Frage an Patrick Döring von Hannelore W. bezüglich Umwelt
E10
Sehr geehrter Herr Döring,
Bio-Ethanol wird aus Mais, Weizen und Rüben hergestellt. Millionen Menschen hungern und wir Deutschen sollen Nahrungsmittel für unsere Tanks verwenden. Zynischer geht es nicht! Was haben sich die Politiker bei diesem Gesetz gedacht? Welche Partei ist hierfür verantwortlich? Oder waren sich wieder einmal alle Parteien einig im Interesse der Mineralöindustrie?
Ist Ihnen noch nicht der Gedanke gekommen, dass der Boykott auch mit dieser Einstellung zusammenhängen könnte? Die Politiker sollten bei der Gesetzgebung mehr auf die Stimme des Volkes achten.
Freundlicher Gruß
Hannelore Winkler
Sehr geehrte Frau Winkler,
vielen Dank für Ihre Frage.
Die Nachrichten über die Folgen des Klimawandels führen uns täglich vor Augen, dass die Mobilitätskonzepte der vergangenen Jahrzehnte eine Einbahnstraße darstellen. Inzwischen besteht kaum noch ein Zweifel daran, dass der Mensch mit dem Einsatz fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung, zur Erwärmung des Weltklimas beiträgt. Sollte es nicht gelingen, diese Entwicklung zumindest zu verlangsamen, sind die Folgen für die nachfolgenden Generationen unvorhersehbar. Ziel der christlich-liberalen Koalition ist es daher, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 deutlich zu reduzieren.
Im Bereich des Verkehrs spielen dabei neben der Optimierung des Verbrennungsmotors und der Entwicklung alternativer Antriebstechnologien auch der Einsatz nachwachsender Rohstoffe als Substitut zum Erdöl eine bedeutende Rolle. Denn allein in Deutschland lassen sich durch den Einsatz von E10 jährlich rund 2-3 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Eine Menge, die ein Mittelklassewagen ausstoßen würde, würde er 250.000-mal die Erde umrunden.
Da der Anbau von Pflanzen zur Kraftstoffgewinnung jedoch stets in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion und dem Erhalt der biologischen Vielfalt steht, hat die Bundesregierung eine Biokraftstoff- Nachhaltigkeitsverordnung erlassen. Danach werden Biokraftstoffe nur dann auf die zu erfüllende Biokraftstoffquote angerechnet, wenn sie unter Einbeziehung der gesamten Produktions- und Transportkette – verglichen mit fossilen Kraftstoffen – mindestens 35 Prozent an Treibhausgasen einsparen. Bis 2018 muss dieser Anteil sogar auf mindestens 60 Prozent steigen. Ebenso wenig dürfen für den Anbau nachhaltiger Biokraftstoffe Waldflächen oder Flächen mit ähnlich hoher biologischer Vielfalt genutzt werden.
Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation (FAO) erfolgt der Anbau für Biodiesel und -ethanol derzeit lediglich auf 2 Prozent der Weltackerfläche. Der Preis für Agrarerzeugnisse und damit indirekt auch Nahrungsmittel ergibt sich jedoch durch eine Reihe unterschiedlichster Faktoren. So haben Ernteausfälle, steigende Rohölpreise und der Abbau von Lagerbeständen deutlich stärkeren Einfluss auf mögliche Preisschwankungen bei Nahrungsmitteln als die Steigerung der Beimischungsquote nachhaltig erzeugter Biokraftstoffe.
Auch wenn der Nutzungskonflikt somit stets im Auge behalten werden muss, so spielt er derzeit – bei Beachtung der Biokraftstoff- Nachhaltigkeitsverordnung – doch eine untergeordnete Rolle.
Mit freundlichen Grüßen
Patrick Döring