Frage an Omid Nouripour von Max E. bezüglich Frauen
Sehr geehrter Herr Nouripour,
Sie gestatten, daß ich mir Ihre Antwort an Frau Hoppenstedt-Krause vornehme, um Ihnen ein paar gänzlich andere Fragen zu stellen? Dankeschön.
Sie schrieben:
Die Idee, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern in jedem gesellschaftlichen Handeln zu berücksichtigen, ist in der Grünen Programmatik von Anfang an verankert.
Meine Fragen dazu:
1. Müssen wir es nicht für reichlich beschränkt halten, "unterschiedliche Lebenssituationen" der Individuen an ihrem jeweiligen Geschlecht festmachen zu wollen?
2. Wenn wir es dennoch tun: Welche Hybris treibt uns bei der Annahme, daß wir das politisch so regeln könnten, daß es den "unterschiedlichen Lebenssituationen" jedes einzelnen Mannes und jeder einzelnen Frau gerecht werden könnte? Werden wir dadurch allen gerecht oder werden wir dadurch allen gegenüber gleich UNGERECHT?
3. Wenn wir aus der Geschichte etwas gelernt haben, ist es dann nicht die Erkenntnis, daß es einer deutschen Regierung, auch einer deutschen Partei schlicht und einfach nicht zusteht, die Bevölkerung bspw. in Schwarze und Weisse, in Arier und Juden oder in OpferInnen und Täter auseinanderzudividieren und dementsprechende Gesetze zu erlassen?
4. Wenn Sie annehmen, daß die Lebenswirklichkeit von (allen?) Frauen in der BRD immer noch meilenweit vom Geiste des Artikels 3, Absatz 2 Gg. entfernt sei: Woran, glauben Sie, liegt das dann? Weil irgendjemand Frauen daran hindert, ihre Rechte wahrzunehmen? Soweit ich informiert bin, ist mittlerweile die überwiegende Zahl der Studienanfänger weiblich, um nur ein Beispiel zu nennen.
Für die maßlose - durch Legislative und Justiz geschaffene - Überprivilegierung von Frauen könnte ich Ihnen noch mindestens ein weiteres Dutzend Beispiele liefern. Das fängt nicht erst bei der dreifach höheren Suizidrate männlicher Jugendlicher an und beim Fehlen eines jährlichen Männergesundheitsberichtes hört es noch lange nicht auf.
Gruß - Max Erdinger
Sehr geehrter Herr Erdinger,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Sicherlich wäre es unsinnig die unterschiedlichen Lebenssituationen von Individuen ausschließlich an ihrem Geschlecht fest zu machen. Allerdings kann auch nicht von der Hand gewiesen werden, dass die Zugehörigkeit zum männlichen oder weiblichen Geschlecht eine prägende und bedeutsame gesellschaftliche Unterscheidung ist.
Ein gerechtes demokratisches Zusammenleben respektiert die unterschiedlichen Lebensentwürfe von Individuen und gesteht jedem Mann und jeder Frau das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben zu. Dabei geht es mitnichten um „klassische“ Geschlechterrollen. Das Ziel unserer Politik ist die gerechte Teilhabe beider Geschlechter an allen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Aufgaben. Trotz der aktiven Gleichstellungspolitik der Bundesregierung tragen Frauen nach unserer Auffassung häufig noch immer die doppelte Last, wenn sie Familie nd Beruf vereinbaren wollen. Deswegen ist es nötig, Frauen gezielt zu fördern und zu unterstützen. Dabei wollen wir nicht, dass Frauen überprivilegiert werden, sondern wir setzen uns für eine praktische Geschlechtergerechtigkeit ein. Dies bedeutet auch eine Stärkung der Rechte der Männer beispielsweise in ihrer Rolle als Väter.
Zweifelsfrei haben Sie recht, dass die spezifische Situation der Männer nicht vergessen werden darf. Sicherlich gibt es auf diesem Gebiet noch viel zu tun und bisher zu viele Tabuthemen wie beispielsweise häusliche Gewalt gegen Männer. Wir werden uns auch in Zukunft für Gleichstellung und Gleichberechtigung stark machen – für Männer gleichermaßen, wie für Frauen.
Mit freundlichen Grüßen,
Omid Nouripour