Frage an Oliver Mende von Friedrich P. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Mende,
der Lehrermangel begleitet uns nicht erst, seit er in den Medien breitgetreten wird. Sachsen Regierung reagiert bspw. mit Verbeamtung - wie ist Ihre persönliche Meinung dazu, bringt dies etwas ja/nein/vielleicht - vor allem was?
Gleichzeitig sind wir massiv auf Seiteneinsteiger angewiesen bzw. versuchen damit die Lücken (auch perspektivisch dauerhaft) zu schließen - wie ist Ihre Meinung dazu, macht dies Sinn ja/nein/vielleicht, wie ist Ihre Meinung dazu Vor-/Nachteile?.
"Man" hört, dass es in Lehrerkollegien teilweise rumort, weil plötzlich "die da" (Seiteneinsteiger) von außen kommen - wenn dem so ist, kann das nicht förderlich für's Schulklima sein - wie sehen Sie das?
Vielen Dank für Ihre Antworten.
Sehr geehrter Herr P.,
Vielen Dank für Ihre Frage.
Die Verbeamtung wird von manchen Mitbewerbern als Allheilmittel gesehen, mit dem der Lehrerberuf attraktiver gemacht werden soll. Ja, es kann helfen. Trotzdem bin ich dagegen.
Warum? In der vergangenen Legislatur konnten wir den Stellenabbau der Schwarz-Gelben Vorgängerregierung stoppen und schafften tausende neue Stellen. Dazu soll es jährliche Kontrollen geben, wie viele Lehrer in Zukunft gebraucht werden.
Nun müssen wir Anreize geschaffen werden, dass sich Leute für den Lehrerberuf entscheiden. Verbeamtung bringt einem zwar ein sicheres Gehalt und die Aussicht auf eine Pension, doch sie nimmt einem auch das Streikrecht und die Wahl des Arbeitsplatzes. Das bedeutet ein Lehrer könnte von Freiberg nach Zwickau versetzt werden ohne große Mitsprache.
In einer Zeit in der auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und auf individuelle Freiheit sehr viel wert gelegt wird, sind diese Maßnahmen eher kontraproduktiv.
Ich setze darauf, einerseits den Verdienst zu erhöhen und anzugleichen, wie bereits mit den Grundschullehrern geschehen. Außerdem sollen die Lehrer durch Assistenzpersonal für Pädagogik, Administratives, Inklusion, Technik,... entlastet werden. Damit können sich auch die Lehrer, die wir haben, auf das Unterrichten konzentrieren. Das ist für mich eine echte Entlastung und Attraktivitätssteigerung für den Beruf. Zusätzlich wollen wir mehr und bessere Fortbildungen ermöglichen. Gerade im Bereich des Einbezugs von digitalen Mitteln und in der Wissensvermittlung in diesem Bereich.
Zu ihrer zweiten Frage: Seiteneinsteiger halten gerade das System am Laufen. Sie sind eine wertvolle Ergänzung und bringen vor allen Praxis- und Anwendungswissen mit, was in der Schule oft fehlt. Deshalb ein klares Ja zu Seiteneinsteigern. Doch diese müssen die entsprechenden pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten in Weiterbildungen vermittelt bekommen. Hier besteht oft noch Nachholbedarf, was geändert werden sollte.
Eine Zweiklassenbelegschaft gibt es nach meinem Wissensstand nicht. Seiteneinsteiger müssen als Hilfe und Kollegen gesehen werden, was sie auch sind. Sollte es Schwierigkeiten diesbezüglich in einem Kollegium geben, obliegt es der Team- bzw. Schulleitung bis hin zur Schulbehörde hier einzugreifen. Denn Seiteneinsteiger können nach der entsprechenden Weiterbildung und Einarbeitung ein wichtiges Bindeglied zur anwendungsorientierten und verknüpfenden Bildung sein, die ich und viele Parteikollegen anstreben.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen. Sollten Sie weitere Fragen haben, schreiben Sie mir gern.
Vielleicht treffen wir uns bei einem Gespräch auf dem Frankenberger Markt oder zu einem Eis mit Lars Klingbeil am 12.8. auf dem freiberger Obermarkt.
Bis dahin.
Mit freundlichen Grüßen,
Oliver Mende