Sehr geehrter Herr Duge, setzen Sie sich für eine Waffenverbotszone am Hamburger Hauptbahnhof ein ?

Sehr geehrter Herr R.

Vielen Dank für Ihre Frage zu einem Thema, das immer wieder zu Diskussionen führt, Ängste verursacht und auch Emotionen hoch treibt. Dennoch glaube ich, dass es gut ist sich die Fakten anzusehen und eine kühlen Kopf zu bewahren, um die richtigen Maßnahmen zu treffen. Aber zunächst zu den Fakten.

Ihre zitierte Aussage Hamburg habe den gefährlichsten Bahnhof Deutschlands ist eine sehr verkürzte und damit auch wenig aussagekräftige Schlagzeile. Erwartungsgemäß hat ein wenig besuchter Bahnhof weniger Anzeigen zu verzeichnen als ein sehr stark besuchter Bahnhof.  Den Hamburger Hauptbahnhof zeichnen zwei Besonderheiten aus:

Zum einen ist er derjenige Bahnhof in ganz Deutschland mit dem höchsten Fahrgastaufkommen.  Er wird täglich von rd. 550.000 Besucher*innen frequentiert, andere Großstädte haben einen deutlich geringeren Durchgangsverkehr. Dass wir in Hamburg damit auch die (in absoluten Zahlen) meisten angezeigten Straftaten verzeichnen, überrascht daher nicht.

Mit Blick auf Waffen zeigt die Erhebung der Bundespolizei, dass der Hamburger Hauptbahnhof hier nicht auf den vorderen Plätzen zu finden ist. Die Frage, ob eine Waffenverbotszone trotzdem ein sinnhaftes Instrument ist, setzt eine genaue Analyse der Situation voraus. Eine solche wird durch die Bundespolizei gerade durchgeführt und ich möchte dieser nicht vorgreifen.
 

Die zweite Besonderheit des Hamburger Hauptbahnhofs liegt darin, dass sich sowohl der ZOB als auch die Beratungsstelle DrobInn in unmittelbarer Nähe befinden. In anderen Großstädten - beispielsweise Berlin - liegt der zentrale Omnibusbahnhof in einem ganz anderen Teil der Stadt, ebenso wie die Drogenberatungsstellen. Das soziale Milieu rund um den Hamburger Hauptbahnhof wird hierdurch stark mitgeprägt.

Ich bin daher davon überzeugt, dass der Lage am Hauptbahnhof nicht ordnungspolitisch, sondern sozialpolitisch zu begegnen ist. Dies wird auch von der Polizei unterstützt, die bestätigt, hauptsächlich Symptombekämpfung zu betreiben und nicht die dahinterliegenden Probleme zu lösen.

Mit freundlichen Grüßen

Olaf Duge