Norbert Riedel
ÖDP
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Frage von Stefan D. •

Frage an Norbert Riedel von Stefan D. bezüglich Umwelt

Hallo Herr Riedel,

wünschen Sie sich auch manchmal, mehr Umweltbeauftragte oder andere Fachleute wären in der ödp (und im Landtag), weil dann mehr die Interessen der Menschen und der Natur, und nicht nur die der Industrie vertreten würden ?

Worauf würden Sie als Landtagsabgeordneter in Ihrem Bundeland als gelernter Chemie-Ingenieur besonders pochen, wenn es um die Bewahrung unserer Umwelt geht ? Habe Sie eine Prioritätenliste ?

Stimmen sie mir zu, daß unsichtbare physikalische Einflüsse wie die Dauer-Mikrowellenstrahlung des Mobilfunks von Dächern und Masten bzw. der Schnurlos-DECT-telefone oder krankmachender Lärm noch viel heimtückischer sind als chemische Noxen, die man wenigstens als Spuren nachweisen kann, während die Strahlung einfach "weg" (in Wirklichkeit absorbiert) ist ?

Als Chemie-Profi wissen Sie, daß viele chemische Prozesse, vor allem die in Lebewesen, durch Strahlung beschleunigt werden, was zu Zellstreß bis zur Zellentartung führen kann. Was haben Sie im Landtag vor, zu tun, damit die Mirkowellenanwendungen (inklusive Mpbilfunk) - derzeit werden diese für jeden Blödsinn benutzt - durch strengere Regeln des Imissionsschutzes in vernünftige Bahnen gelenkt werden ?

Würden Sie für eine konsequente ökologische Wende der Chemietechnik plädieren, die geschlossene Stoff-Kreisläufe vorschreibt ?

Was halten Sie als Kandidat der ödp davon, künftig zunächst in Baden-Würthemberg alle Quellen schädlicher Emissionen von Stoffen (Abgase, Feinstaub, ...) oder auch Strahlung (Schall, EMF, Radioaltivität ) zu besteuern, dabei aber Steuerentlastungen dann zu gewähren, wenn besonders geringe Immissionen auftreten ? Wäre das nicht gescheiter uind gerechter, als z.B. auch die Energeiegewinnung aus Sonnenstrahlung mit Ökosteuer zu belegen, was auch die Verfechter der jetzigen Ökosteuer in der ödp heute noch richtig finden ?

Mit guten Wünschen für den Wahlerfolg eines fachlichen Spezialisten, wie Sie es sind

Stefan Spaarmann

Antwort von
ÖDP

Hallo Herr Dr. Spaarmann,

vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Frage. Aus technischen Gründen kann ich sie leider erst heute beantworten.

Ja, natürlich wäre es schön, mehr Umweltbeauftragte wären im Landtag. Aber nein, Spaß beiseite, der Beruf ist zweitrangig. Wichtig ist die Einstellung der Abgeordneten. Und da wäre eine Präsenz von ödplern schon wünschenswert. Der Einfluß der Lobbyisten auf die Politik ist leider viel zu groß, die Interessen der Industrie werden oft besser vertreten als die der Bürger. Natürlich sollten auch mehr Fachleute den Schritt wagen, Mitglied in der ödp zu werden.

Eine Prioritätenliste habe ich noch nicht ausdrücklich erstellt, aber es gibt schon einige Punkte, wo anzusetzen ist. Angefangen von der Überprüfung von Schadstoffgrenzwerten bei Emissionen (wie sinnvoll sind sie, reichen sie aus, sind sie andererseits realistisch?), über Erstellung von konkreten Maßnahmenplänen (und deren Überwachung!) bei Nichterfüllung, hin zur Förderung von nachwachsenden Rohstoffen im Einsatz auch in der Industrie. Ja, das ist kein Gegensatz, sage es bewußt auch gerade als Chemie-Ingenieur. Heute schon könnten viel mehr Stoffe, die noch z. B. auf Mineralölbasis basieren, durch Produkte auf Basis von Ölen heimischer Pflanzen ersetzt werden (z. B Raps-, Hanf-, Leinöl u. a.), wenn denn der (politische) Wille da wäre.

Was Strahlung angeht, haben Sie recht. Deshalb fordert die ödp ja auch eine drastische Senkung der Strahlungsgrenzwerte z. B. beim Mobilfunk. In anderen Ländern sind sie teilweise erheblich niedriger als in Deutschland (z.. B. in Russland ein Hundertstel!)- und die Handys funktionieren doch! Die ödp fordert auch ein generelles Benutzungsverbot von Mobiltelefonen in Schulen, Kindergärten und öffentlichen Verkehrsmitteln. Die von der Strahlung ausgehende Gesundheitsbelastung ist einfach zu hoch.

Habe deshalb vor, nach dem Einzug in den Landtag Baden-Württembergs eine Senkung der Grenzwerte zu erwirken, die Landesbauordnung zu ändern, Abnahmeverfahren für alle Mobilfunksender einzuführen und unabhängige Forschung auf diesem Gebiet zu fördern.

Für eine konsequente ökologische Wende der Chemietechnik, die geschlossene Stoff-Kreisläufe vorschreibt, plädiere ich in der Tat, und guten Gewissens. Denn das ist durchaus machbar, schon lange keine Utopie mehr. Der Nutzen (ganzheitlich betrachtet) ist erheblich größer, als der Aufwand. Und auch ökonomisch rechnet es sich in den allermeisten Fällen für die Unternehmen. Es gibt viele Vorteile, die ich hier aus Platzgründen nicht alle aufzählen kann. Stichhaltige und überzeugende Gegenargumente sind mir dagegen nicht bekannt.

Eine Besteuerung von schädlichen Emissionen aller Art ist anzustreben, wobei natürlich auch deren Meßbarkeit (welcher Verursacher hat wieviel emittiert?) usw. beachtet werden muß. Es sollte schon realistisch durchführbar sein. Dann aber auch konsequent. Bußgelder bei groben Verstößen sollten nicht mehr aus der Portokasse bezahlt werden können.

Sonnenstrom und allgemein regenerative Energien müssen frei von Ökosteuer sein und bleiben sowie die Herstellung, evtl. auch die Anwendung, steuerlich begünstigt werden.

Danke für die guten Wünsche, bitte drücken Sie mir und allen anderen ödp-Kandidaten kräftig die Daumen!

Norbert Riedel