Frage an Nils Wolk von Conny B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Wolk,
was wollen Sie gegen Studiengebühren bewirken? Wie wollen Sie Rechtsextremismus unter Jugendlichen bekämpfen, als Vertreter einer rechten Partei?
MfG, C. Brandt
Sehr geehrte Frau Brandt,
herzlichen Dank für Ihre recht provokanten Fragen. Ich vertrete die Meinung, dass Studiengebühren sinnvoll sind. Sie sind international üblich. Der Hamburger Satz ist im internationalen Vergleich sehr niedrig. Die Rückzahlungsbedingungen sind moderat. Akademiker leisten einen großen Beitrag in unserer Gesellschaft, aber ein abgeschlossenes Studium erhöht auch die persönlichen Berufs- und Einkommenschancen. Daher sollte auch der Student seinen Teil zu den entstehenden Kosten beitragen.
Ich teile Ihre Meinung, daß radikale politische Meinungen eine große Gefahr für unsere Demokratie darstellen. Den Gefahren, die dabei sowohl von rechts- als auch von linksradikaler Seite gerade für Kinder und Jugendliche ausgehen, kann aus meiner Sicht am besten auf dem Weg der Aufklärung entgegengetreten werden. Ich bin seit einigen Jahren Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, die sich der zeitgeschichtlichen Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Hamburg verschrieben hat. Es gibt eine Reihe öffentlicher und privater Initiativen, die sich mit großem Engagement um die Bekämpfung rechten Gedankengutes und rechter Gewalt bemühen. Leider haben aber gerade die letzten Monate gezeigt, daß auch vom linken Rand des politischen Spektrums ein enorm hohes Gewaltpotential droht, hinter dem eine Ideologie steht, die nicht minder gefährlich ist und die sich zur Zeit weitgehend frei in der Gesellschaft verbreiten kann. Hier müssen die Anstrengungen der Aufklärung noch weiter intensiviert werden. Gerade Kinder und Jungendliche müssen verstärkt über die Gefahren, die von radikalen politischen Ideen ausgehen, informiert werden. Hier wäre z.B. die Einrichtung einer Unterrichtseinheit über die diktatorischen Systeme Deutschlands im 20. Jahrhundert denkbar, bei der Schüler sich intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus und der Zeit der DDR auseinandersetzen sollten. Sinnvoll wäre auch - solange dies noch möglich ist - der verstärkte Einsatz von Zeitzeugen, die unter den jeweiligen Systemen gelitten haben.
Ich hoffe, Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Nils Wolk