Frage an Nils Wiechmann von Philipp R. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Wiechmann,
Halten Sie ein einheitliches Abitur und das Aufgeben des bisherigern Leistungs- und Grundkursmodell zugunsten eines Modells mit 5 Prüfungsfächern für sinvoll? Ist das mit einer individuellen Förderung vereinbar?
Halten Sie unser dreigliedriges Schulsystem noch für Effizient? Wie stehen Sie dem Thema Einheitsschule gegenüber?
Wo müssen wir ansetzen um die Bildungspolitik (auch im Bezug auf die PISA-Studie) in unserem Land zu verbessern?
Mit freundlichen Grüßen
Philipp Rhein
Schüler des Auguste-Viktoria-Gymnasiums
Hallo Herr Rhein,
vielen Dank für Ihre Fragen, die ich Ihnen gerne beantworten möchte.
Ein Zentralabitur halte ich nicht für sinnvoll! Die einzelnen Schulen tragen Verantwortung für das Erreichen bestimmter Bildungsziele (neuerdings Bildungsstandards) und sollen deshalb auch Verantwortung für die Umsetzung und Formulierung der Abschlussprüfungen tragen!
Außerdem sind zentrale Abschlussprüfungen eben nicht geeignet, die Leistungsfähigkeit des Schulsystems festzustellen und vergleichbar zu machen.
Wir sollten in der Oberstufe beim Kursmodell mit Grund- und Leistungskursen bleiben.
Das dreigliedrige Schulsystem, das ja noch aus der Ständegesellschaft des 19. Jahrhunderts stammt, ist höchst sozial ungerecht und im internationalen Vergleich nicht leistungsfähig genug! Außerdem ist es eben nicht effizient und es verhindert eine bessere individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schülern.
Die Entscheidung für eine weiterführende Schulform erfolgt bei uns in Rheinland-Pfalz viel zu früh, nämlich schon im Alter von 10 Jahren. Damit stehen wir weltweit fast ganz alleine da!
Deshalb streben wir GRÜNEN ein Schul-Modell im Sinne der skandinavischen Länder an, die bei den PISA-Studien am erfolgreichsten abgeschnitten und die besten Plätze belegt haben: Längeres gemeinsames Lernen, eine bessere individuelle Förderung der einzelnen Schülerinnen und Schüler und mehr Selbständigkeit für die einzelne Schule. Davon profitieren sowohl die hochbegabten als auch die benachteiligten Schülerinnen und Schüler, wie uns PISA beweist!
Uns GRÜNEN wird oft vorgeworfen, dass unser Modell einer Einheitsschule entspräche. Das, was wir wollen, ist aber eben kein "Einheitsbrei", sondern das genaue Gegenteil davon! Wir wollen, dass sich die Schulen an den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler orientieren und die Förderung jedes und jeder Einzelnen in den Mittelpunkt ihrer Anstrengungen stellen!
Um dies leisten zu können, brauchen die Schulen bessere Rahmenbedingungen und mehr Unterstützung aus der Politik! Wir GRÜNEN setzen uns deshalb u.a. für eine Unterrichtsgarantie ein und wollen den schulpsychologischen Dienst und die Schulsozialarbeit deutlich ausbauen!
Viele Grüße,
Nils Wiechmann