Frage an Nils Wiechmann von Werner R. bezüglich Wirtschaft
Hallo Herr Wichmann,
ich reibe mir im Moment jeden Morgen völlig verdattert die Augen, wenn ich die Presse verfolge. Jetzt überschlagen sich doch tatsächlich alle Parteien und können garnicht oft und laut genug betonen, wie sehr doch alle für den dringend notwendigen Netzausbau sind. Ich nehme an, ich habe 20 Jahre zu früh gelebt, denn genauso lange versuchen praktisch alle EVU´s (die ja in dieser Zeit auch die Netzbetreiber waren) verzweifelt, an Genehmigungen für derartige Ausbauten zu kommen: Sinn- und zwecklos. Alles wurde abgelehnt - und zwar von Rot - Grün oder eben von Grün alleine (Höhn in NRW).
Meine konkrete Frage: Was gedenken Sie dafür zu tun, dass diese Gesinnung dann auch an der grünen Basis vor Ort ankommt? Derzeit wird nämlich immer noch, oder immer wieder an vielen Stellen (auch bei uns in RLP) heftig Widerstand gegen Stromtrassen und gegen die Windkraft geleistet. Ich habe sogar im Forum "Eckpunkte" öfter als einmal den Kommentar lesen müssen: Was interssiert mich das Geschwätz von Trittin oder Kübler? Da haben Sie aber noch eine ganze Menge an Überzeugungsarbeit zu leisten. Wie werden Sie das denn bewerkstelligen?
Hallo Herr Rosenbaum,
ich habe es Ihnen ja bereits geschrieben (vor der schrecklichen Katastrophe in Japan), dass wir GRÜNEN auf eine Verbesserung und Beschleunigung des Netzausbaus durch eine umfassende Bürgerbeteiligung, mehr Transparenz und bessere technische Lösungen vor Ort setzen. Wir wollen (oftmals berechtigte) Widerstände vor Ort abbauen durch Erdverkabelung in sensiblen Gebieten und die klare Ausrichtung des Netzausbaus auf die erneuerbare Energien.
Wir fordern Maßnahmen, die tatsächlich die Akzeptanz für den Netzausbau steigern können und Natur- und Landschaftsschutz mit dem notwendigen Netzausbau versöhnen:
1. Es muss klar sein, dass die Netzausbauplanung auf das Ziel 100%
erneuerbare Energien ausgerichtet ist.
2. Es braucht eine weitgehende Veröffentlichung der Netzdaten und
Lastflüsse, um eine demokratische Kontrolle des nötigen Netzausbaus zu
gewährleisten.
3. Wir wollen eine umfassende Beteiligung der betroffenen Menschen.
4. Neben einem Ausbau muss auch der optimierte Betrieb bestehender Netze
gesetzlich verankert werden, z. B. das Temperatur-Monitoring.
5. Wir wollen Erdkabel als weithin akzeptierte Alternative zu
Freileitungen einsetzen und den Ausbau damit beschleunigen.
6. Wir wollen Vorhaben im Einklang mit internationalem, europäischem und
deutschem Naturschutzrecht realisieren; Gebiete, die für den Natur- und
Landschaftsschutz sowie für Freizeit- und Erholungszwecke von besonderer
Bedeutung sind (Welterbe-Gebiete, Natura 2000-Gebiete, Großschutzgebiete
u. a.), bedürfen einer gesonderten Eignungsprüfung. Hier sollten
Erdkabel und Freileitungen nur verlegt werden, wenn es keine
sinnvolleren räumlichen Planungsalternativen gibt.
Die zukunftsfähige Gestaltung der Stromnetze bedeutet jedoch viel mehr als nur den Bau neuer Leitungen. Der schnelle Umstieg auf erneuerbare Energien, den wir GRÜNE seit vielen Jahren fordern, erfordert flexiblere Kraftwerke , die großräumige Vernetzung der dezentralen Stromerzeuger, innovative Speicher, neue Netz-Technologien sowie eine intelligent optimierte Netzsteuerung. Auch der Betrieb bestehender Speicher, vor allem der Pumpwasserspeicher, muss auf die Ergänzung der erneuerbaren Energien und den optimalen Netzbetrieb ausgerichtet werden. In einem solchen Gesamtpaket mit unterschiedlichen Lösungen, die miteinander kombiniert werden, werden wir die Akzeptanz des benötigten Netzausbaus und des klaren Umstiegs auf die regenerativen Energien durchsetzen können! Ich würde mich freuen, wenn Sie uns in diese Richtung unterstützen würden!
Freundliche Grüße
Nils Wiechmann