Frage an Nils Wiechmann von Werner R. bezüglich Wirtschaft
Hallo Herr Wichmann,
ich habe Ihre Antwort zur Entwicklung der Strompreise gelesen. Ich gehe davon aus, Ihnen ist bekannt, dass die tatsächliche Situation nicht so ist, wie Sie das darstellen - und dass die Preise auch noch weiter steigen werden. Nämlich wg. der EEG-Umlage und wegen der geltenden Ökosteuer in Deutschland. Auch dass man durch einen Anbieterwechsel zwangsläufig Kosten spart, das ist ebenfalls ein Märchen. Viele meiner Nachbarn und Bekannten haben das (tgegen meinem Rat) gemacht, sie sind alle wieder bei ihrem ursprünglichen Anbieter gelandet. Wenn nämlich bei der jährlichen Schlussrechnung die Nutzungsentgelte und Bearbeitungskosten dazukommen, MUSS der Preis ja zwangsläufig wenigstens dem entsprechen, was der angeblich teurere Anbieter berechnet. Was aber für mich viel wichtiger ist, und damit komme ich zu meiner Frage: Wie stehen die Koblenzer (und rheinland-pfälzischen) Grünen denn zum dringensd notwendigen Ausbau der Übertragungsnetze? Denn ohne deren massiven Ausbau ist alles, was bisher zur Nutzung der erbeuerbaren Energien und zum Umbau der Energieversorgung in Deutschland insgesamt gesagt wird, eine reine Farce! Das ist das Ergebnis Rot-Grüner Politik. Denn da wurde der 5. Schritt vor dem ersten gemacht. Die bevorzugte Einspeisung ist nämlich blanker Unsinn wenn keine entsprechend dimensionierten Leitungen vorhanden sind. Was im Übrigen auch für unsere innerörtlichen Versorgungsnetze gilt. Ich weiß nicht, warum das niemandem auffällt: Wie soll eine Ortsversorgung, die vor 20 oder 30 Jahren oder noch älter mehr oder weniger ausschließlich für den seinerzeit vorhandenen Bedarf gebaut wurde, wie soll die jetzt plötzlich all´ die Photovoltaikanlagen verkraften? Und über die ehrgeizigen Klimaziele brauchen wir auch nicht zu reden, wenn da nicht sehr schnell etwas passiert.
Hallo Herr Rosenbaum,
wir GRÜNE sind für den Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze in Deutschland und Europa. Für das von uns angestrebte schnelle Wachstum der erneuerbaren Energien sind neue Netze unverzichtbar. Das gilt für große Übertragungsleitungen, die den Windstrom von der Küste ins ganze Land bringen, ebenso wie für die Verteilnetze vor Ort, die es für immer mehr dezentral erzeugten Ökostrom fit zu machen gilt. Nur verbunden durch starke und intelligente Stromnetze können die erneuerbaren Energien ihre volle Stärke ausspielen. Die dafür erforderliche Netzinfrastruktur wollen wir unverzüglich aufbauen.
Wir Grüne haben uns schon in der rot-grünen Bundesregierung dafür eingesetzt den Netzausbau durch Erdverkabelung umweltfreundlicher zu gestalten und zu beschleunigen. Die CDU hat dies im Bundesrat verhindert. Das rächt sich nun. Aber statt auf die Bürger zuzugehen und ihre Anliegen ernst zu nehmen, möchte Schwarz-Gelb ihre Mitwirkungs- und Verfahrensrechte weiter einschränken. Das ist aus meiner Sicht der falsche Weg.
Dagegen setzen wir auf eine Beschleunigung des Netzausbaus durch eine umfassende Bürgerbeteiligung, mehr Transparenz und bessere technische Lösungen vor Ort. Wir wollen die Netzbetreiber stärker in die Pflicht nehmen und durch neue Akteure mehr Wettbewerb beim Netzausbau schaffen. Uns geht es darum, Akzeptanz zu schaffen durch Bürgerbeteiligung und transparente Planungen sowie Widerstände abzubauen durch Erdverkabelung in sensiblen Gebieten und die Ausrichtung des Netzausbaus auf erneuerbare Energien.
Die zukunftsfähige Gestaltung der Stromnetze bedeutet aber natürlich mehr als nur den Bau neuer Leitungen. Der schnelle Umstieg auf erneuerbare Energien erfordert flexiblere Kraftwerke , die großräumige Vernetzung der dezentralen Stromerzeuger, innovative Speicher, neue Netz-Technologien sowie eine intelligent optimierte Netzsteuerung. Auch der Betrieb bestehender Speicher, vor allem der Pumpwasserspeicher, muss auf die Ergänzung der erneuerbaren Energien und den optimalen Netzbetrieb ausgerichtet werden.
Dem Ausbau und Umbau der Netze kommt aber, da gebe ich Ihnen vollkommen Recht, eine besondere Bedeutung zu, da er im Vergleich zur Speicherung von Strom die mit Abstand ressourcensparsamste, verlustärmste und günstigste Maßnahme zur Integration der erneuerbaren Energien ist.
Freundliche Grüße
Nils Wiechmann