Frage an Nils Schmid von Marianne B. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Schmid,
bei S21 fällt mir sofort das Unglück in Staufen im Breisgau ein.
Stuttgart 21 ist auf sehr schwierigem und oft geologisch unvorhersehbarem geologischem Untergrund geplant. Hätte man zu Beginn der Planungen Geologen mit einbezogen, so hätten diese sicher auf die enormen geologischen Probleme und die Gefährdung des Mineralwassers hingewiesen, die beim Bau eines Tiefbahnhofs mitten in Stuttgart zu erwarten sind.
http://geologie21.de/index.html
Sie können Schäden für die Stadt Stuttgart nicht ausschließen. Können Sie es also verantworten, sich für S21 einzusetzen?
Gruß
Marianne Bezler
P.S.
Insgesamt sind für S21 Tunnelröhren von mehr als 60 Kilometer Länge in Stuttgart geplant. Diese müssen gewartet werden. Sind diese Kosten auch eingeplant?
Sehr geehrter Frau Bezler,
vielen Dank für Ihre Frage. Sie haben Recht, dass der Bau der Tunnelstrecken eine Herausforderung darstellt, Ihr Einwand ist aber dennoch unbegründet: Die geologischen Gegebenheiten waren den Planern von Anfang an bekannt und wurden von Experten intensiv begutachtet. Die Fragen zu den geologischen Bedingungen und einer möglichen Gefährdung der Stuttgarter Mineralwasserquellen wurden daher vom Bauträger, der Deutschen Bahn, umfassend untersucht und beantwortet. Ich darf daher aus den Stellungnahmen der Projektpartner zitieren:
1. Tunnelbau/Gipskeuper:
"Die Planungen der DB basieren auf den erkundeten geologischen Verhältnissen.
a) Beim Fildertunnel und beim Tunnel nach Unter-/Obertürkheim wurde die Gradiente (Höhenverlauf der Trasse) so gewählt, dass sich die Röhren nach oben gegen gesteinsfesten Gipskeuper abstützen können (Widerstandsprinzip).
b) Bei den Tunneln nach Bad Cannstatt/Feuerbach, bei denen abschnittsweise Gipskeuper anliegt, wird möglichen Hebungen durch die Anwendung des Ausweichprinzips entgegnet." Quelle: http://www.das-neue-herz-europas.de/das_bahnprojekt/tunnelbau/bauverfahren/default.aspx
2. Mineralquellen:
"Im Zusammenhang mit dem Bahnprojekt Stuttgart - Ulm wurde bereits 1992 ein umfangreiches Programm gestartet, im Zuge dessen der Trassenverlauf mit mehr als 200 Grundwassermesstellen sorgfältig erkundet wurde. Die hier gewonnenen Erkenntnisse waren Grundlage für Fachgutachten und hydraulische Modellrechnungen, aus denen konkrete Planungen und Konzepte zum Schutz der Heilquellen entwickelt wurden. In den Planfeststellungsbeschlüssen zu Stuttgart 21 sind die Maßnahmen zur wasserwirtschaftlichen Überwachung zum Schutz der Heilquellen im Detail festgelegt. Erfolgt die Umsetzung planmäßig, schließen alle beteiligten Fachleute aus Stadt, Region und Land eine nachhaltige Beeinträchtigung des Grundwassers einschließlich der Heil- und Mineralquellen durch Stuttgart 21 aus."
Quelle:
http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/bauen_umwelt/umwelt/sicherung_der_mineralquellen/default.aspx
Die geologischen Gutachten wurden im Zuge der Schlichtung zur Einsichtnahme freigegeben, sodass hier größtmögliche Transparenz geschaffen wurde. Weitere Informationen finden Sie unter den angegebenen Links.
Mit freundlichen Grüßen
Nils Schmid