Nicole Rotzsch
CDU
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Frage von Helga D. •

Frage an Nicole Rotzsch von Helga D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Rotzsch,
Sie bewerben sich also um ein Mandat im Landtag und gestatten mir sicherlich die Frage, wie Sie es denn verantworten können, dass das Schulsterben in Sachsen-Anhalt unvermindert anhält? Sollte es die Politik Ihrer Partei sein, Zehnjärigen einen unglaublichen Arbeitstag von bis zu 13 Stunden zu verordnen, weil die Kinder nämlich lange mit Schulbussen über die Dörfer fahren müssen oder wollen Sie mir als Christddemokratin allen Ernstes sagen, dass Kinder ausschließlich als Kostenfaktor gehandelt werden?
Ist es in Ihren Augen allerdings abwegig zu glauben, dass unsere Kinder unser größtes Kapital sind und das Einzige, was wir Ihnen wirklich mitgeben können, solide Bildung ist, die aber auch unabhängig vom sozialen Status des Elternauses gewährt werden muss - wir haben keinen anderen Rohstoff (!), dann allerdings kann ich Ihnen nicht meine Stimme zur Landtagswahl geben.
Wie lange geht also das Schulsterben und damit die Erweiterung der Chanchenungleichheit (Pisa-Studie lesen, nicht nur auszugsweise) weiter?
Mit freundlichen Grüßen
H. Daniel

Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Daniel,

Ihre Anfragen möchte ich wie folgt beantworten:
in Sachsen-Anhalt haben sich die Schülerzahlen im Zeitraum der letzten zehn Jahre nahezu halbiert. Im Schuljahr 1996/97 gingen noch 386.000 Schülerinnen und Schüler an die allgemeinbildenden Schulen im Land, im Schuljahr 2005/06 waren dies gerade noch einmal 213.000. 2009/10 werden es nur noch 173.000 Schüler sein. Diese Auswirkungen des Geburtenrückgangs auf die Schülerzahlen sind inzwischen allenthalben sichtbar. Wir hatten jetzt die Pflicht, aber auch die Chance, mit den mittelfristigen Schulentwicklungsplänen ein verlässliches Schulnetz mit dauerhaft bestandsfähigen Schulstandorten im Land zu errichten. Die Parameter, die der Schulentwicklungsplanung zu Grunde lagen, sind keineswegs neu, sie wurden von der vorherigen Regierung erlassen und gelten seit 1999. Die Änderung der Verordnung vom Mai 2003 hat an diesen Richtwerten nichts geändert und auch in keinem Fall die Bedingungen für Bestandsfähigkeit einer Schule verschärft.
Sie bemängeln die langen Fahrzeiten von und zur Schule. Sicherlich wird den Schülerinnen und Schülern in Bezug auf ihre Schulwege einiges abverlangt. Es gilt auch hier durch intelligente Lösungen im Schülerverkehr, die Fahrzeiten nicht zu lang werden zu lassen. Die Schulträger sind hier in besonderer Verantwortung.
Zu Ihrer Frage der Bildungschancen und der damit verbundenen Ungerechtigkeiten möchte ich Ihnen widersprechen. Die Ausgangsbedingungen sind für alle Schülerinnen und Schüler in unserem Schulwesen gleich. Ich betone: in unserem Schulwesen. Anders sieht es mit den Lernbedingungen in unseren Familien aus. Dort gibt es sicherlich unterschiedliche Lernvoraussetzungen für unsere Kinder. Dies ist aber nicht dem Schulsystem anzulasten. Und es ist auch nicht aus der PISA-Studie abzulesen! Man muss unterscheiden zwischen den harten Fakten der Studie und den tatsächlichen Ursachen für diese Fakten. Die Schule kann und darf in diesem Zusammenhang nicht verantwortlich gemacht werden. Für den Lernerfolg des Kindes ist einzig sein individuelles Leistungsvermögen ausschlaggebend. Dies gilt es zu fordern und zu fördern.

Ich hoffe, Ihnen hinreichend Einblick in mein Verständnis Ihrer Fragen gegeben zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen

Nicole Rotzsch MdL