Nicole Gohlke
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DIE LINKE
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Frage von Claudia W. •

Frage an Nicole Gohlke von Claudia W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Gohlke!

Wieso macht eigentlich kein Politiker in diesem Land etwas dagegen ; das so viele Menschen als "Unterschicht" bezeichnet werden. Das ist Diskriminierung der ärgsten Form. Ich glaube auch das es gegen die Verfassung ist mit Bürger so umzugehen
.Antwort wäre nett.

Gruß
Claudia Wachter

Nicole Gohlke
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Wachter,

ich teile Ihre Einschätzung. Besonders abstoßende Beispiele sind die abwertenden Äußerungen des ehemaligen Berliner Finanzsenators und Bundesbankvorstands Thilo Sarrazin über Erwerbslose, der Vergleich mit Parasiten, den der ehemalige Bundesarbeitsminister Clement zu verantworten hatte, oder die Ausfälle von Außenminister Westerwelle gegenüber den Betroffenen.

Aus meiner Sicht geht es nicht nur um Verunglimpfung, sondern um ein falsches Bild davon, was die Ursachen von Armut und Arbeitslosigkeit sind. Es wird unterstellt, dass es keine Armut und Arbeitslosigkeit mehr gäbe, wenn alle Armen und Arbeitslosen sich nur richtig anstrengen würden. Dies ist die Logik der Bundeskanzlerin, wenn sie jetzt arbeitslosen Eltern das Elterngeld streicht und das damit begründet, dass dadurch Anreize zur Aufnahme einer Arbeit geschaffen werden. Die gleiche Logik liegt den Hartz IV-Gesetzen zugrunde. Arm zu sein ist aus dieser Sicht eine Frage der Geisteshaltung. Bis zur Verachtung der Betroffenen ist es dann nicht mehr weit. Gesellschaftliche Ursachen von Armut und Arbeitslosigkeit wie Sozialabbau, Lohndumping und Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen werden dabei ignoriert.

Es kommt aber darauf an, diese gesellschaftlichen Ursachen zu bekämpfen. Die Kritik am Sprachgebrauch kann dabei ein Schritt sein, das Problem bewusst zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Nicole Gohlke

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