Wie repräsentieren Sie die Mitglieder der LGBTQIA+ Community? Wie möchten Sie für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung sorgen?
Zuallererst, danke für ihre wichtige Frage.
Ich persönlich versuche schon seit vielen Jahren, sowohl in meiner Arbeit als Pädagogin Aufklärung im schulischen Rahmen zu betreiben, in Form von Projekten, Fortbildungen für Kolleg*innen und immer wieder eine offene Auseinandersetzung anzustreben, wenn Diskriminierung sowohl unter Schüler*innen, zwischen Lehrkräften und Schüler*innen oder im Kollegium geschieht. Wir müssen jederzeit für die Community einstehen und uns für sie auf verschiedenen Wegen einsetzen. Dabei hat mir oft die tolle Arbeit von SCHLAUNRW, SLADO und vielen anderen wichtigen Organisationen geholfen. Desweiteren benutze ich auf meinen Social Media Kanälen Pronomen, um es queeren Menschen eine schmerzliche Erfahrung zu ersparen und bitte auch andere dies ebenso zu tun.
Doch was tut Volt dafür, damit die Mitglieder der Community repräsentiert werden?
Wir bei Volt haben eine eigene interne queere Gruppe sowohl in Deutschland als auch europaweit, die sich mit den Themen und Bedürfnissen der Community auseinandersetzt, eigene Themen erarbeitet und sie innerhalb und außerhalb umsetzt. Zum Beispiel in Form von eigenen Policies, die in unsere Wahlprogramme (BTW Wahlprogramm ab S. 163) einfließen und später in unser Grundsatzprogramm auf europäischer Ebene aufgenommen werden. (siehe unser Mapping of Policies auf S. 93) Doch nicht nur unser Aktionsplan ist ein Ansatz, um für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung zu sorgen, wir veranstalten regelmäßig eigen Aktionstage oder Monate für alle Volta, nehmen an Veranstaltungen der Community oder großen CSD Umzügen teil. Volt Dortmund beteiligte sich zuletzt beim CSD am 11.09.2021, hier bekamen wir die Möglichkeit ein paar unserer Vorhaben auf der Bühne vorzustellen.
Wie genau möchten wir bei Volt für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung sorgen?
Wir bei Volt setzen uns in allen Bereichen für die Rechte und die Gleichberechtigung aller Menschen ein, unabhängig von Identität, Gender und Orientierung in Deutschland und Europa.
Wir wollen nicht nur ein abstraktes Gleichheitskonzept, sondern aktive Aufklärung und konkrete Maßnahmen in allen Bereichen des täglichen Lebens, die verbindlich in einem nationalen LGBTIAQ+ Aktionsplan festgehalten werden.
> Wir setzen uns ein für die Erweiterung des Diskriminierungsschutzes des Artikels 3, Absatz 3 Grundgesetz um das Merkmal der „sexuellen und geschlechtlichen Identität“.
> Wir wollen es trans*, inter* und nichtbinären Personen ermöglichen, ihren Namen und Geschlechtseintrag selbstbestimmt ohne gerichtliches Verfahren und psychologische Begutachtung amtlich zu ändern. Dazu soll die Erfassung des Geschlechts auf Geburtsurkunden und anderen Ausweispapieren optional gehalten werden.
> Wir treten für einen einfachen Zugang zu geschlechtsangleichen den medizinischen Verfahren (wie z. B. Hormonbehandlungen) ein, die von den Krankenkassen übernommen werden sollen.
> Wir fordern ein absolutes Verbot von medizinisch unnötigen, sogenannten geschlechtsnormalisierenden Operationen und anderen Behandlungen an intersexuellen Säuglingen und Kindern.
> Wir setzen uns für ein absolutes Verbot von Konversionsbehandlungen ein.
> Wir plädieren bei der Blutspende für die Einführung einer individuellen, nichtdiskriminierenden Risikobewertung und für eine Anpassung der Rückstellungsfristen.
> Wir stärken die Rechte der LGBTIAQ+ Community am Arbeitsplatz, indem wir gleiche Gehälter sowie Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten sicherstellen. Unternehmen sollen durch Schulungen und Richtlinien auf mögliche Diskriminierungen und Bedürfnisse der LGBTIAQ+ Mitarbeiter*innen aufmerksam gemacht werden.
> Wir ergänzen das Abstammungsrecht um den Status der Co-Elternschaft: Analog zu verschiedengeschlechtlichen Paaren soll der Status als Elternteil bei verheirateten Paaren automatisch und bei Unverheirateten durch Anerkennung erlangt werden. Dies soll die umständliche Stiefkindadoption ersetzen. Zusätzlich wollen wir eine rechtssichere Übertragung der Elternschaft bei Embryo-, Eizellen- und Samenspenden sowie die Legalisierung der nichtkommerziellen Leihmutterschaft.
> Wir wollen eine rechtliche Anerkennung von Elternschaftsvereinbarungen für Mehr-Elternschaft (bis zu vier Personen).
> Wir betten diese Maßnahmen in ein Bildungskonzept ein, das LGBTIAQ+ Themen im Aufklärungsunterricht abdeckt. Nur wenn schon durch die schulische Bildung ein Verständnis für die Verschiedenheit der Gesellschaft geschaffen wird, können Toleranz und Respekt hergestellt und damit langfristig Diskriminierung beendet werden. "
(Auszug aus dem Wahlprogramm für die BTW 21)
Dieser Aktionsplan wurde für die Bundestagswahl 2021 aufgestellt, ist aber weiter darüber hinaus für uns alle bei Volt gültig und soll auch außerhalb der Wahlen weiterverfolgt und gestärkt werden.
Ich hoffe, Volt und ich konnte Sie von unserem Willen, etwas zu ändern und die Community zu stärken und zu unterstützen überzeugen.
Viele Grüße
Nancy Meyer