Frage an Nadine Clos von Thomas B. bezüglich Gesundheit
Guten Tag Frau Clos,
mit Absicht wähle ich ein Thema, welches von der Piratenpartei nur stiefmütterlich behandelt wird: Gesundheitsreform.
Seit inzwischen Jahrzehnten versuchen sich diverse Regierungen in verschiedener Zusammenstellung an einer Gesundheitsreform. Das Resultat kann jeder nachvollziehen. Die Kosten steigen, die Beiträge der Versicherungsnehmer proportional dazu auch. Die medizinische Versorgung hingegen ist dabei immer nur schlechter geworden. Man kann durchaus behaupten, alle bisherigen Gesundheitsreformen sind gescheitert. Hat die Piratenpartei ein eigenes Konzept, welches das marode Gesundheitswesen verbessern würde bzw. könnte?
Kürzlich konnte ich beobachten, als eine junge Frau vom Notarzt versorgt wurde und per Krankentransport ins naheliegende Krankenhaus transportiert wurde. Soweit so gut. Allerdings war die Ursache für den durchaus kostenintensiven Einsatz selbstverschuldet durch übermäßigen Alkoholkonsum. Ich habe mir aus zuverlässiger Quelle sagen lassen, dass die Kosten von der Krankenkasse voll übernommen werden, lediglich die obligatorischen 10 € sind von der Patientin zu entrichten. Wenn ich dann von anderen Fällen hören muss, wo Patienten unverschuldet dringende Medikamente oder notwendige Therapien von ihrer Krankenkasse verwehrt bekommen, frage ich mich, in welcher Gesellschaft wir uns befinden. Wie beurteilen Sie den vom mir geschilderten Fall?
Hallo Herr Brück,
kennen wir nicht alle unzählige Beispiele wie das von Ihnen Geschilderte? Menschen die selbstverschuldet womöglich noch grob fahrlässig handelnd, in Not geraten und auf die Leistungen unseres ohnehin schon überforderten Gesundheitssystem angewiesen sind. Gerne nutze ich die Gelegenheit auf ihr konkretes Beispiel einzugehen denn es zeigt deutlich das die medizinische Versorgung in den letzten Jahrzehnten keinesfalls schlechter geworden ist. Die junge Frau wird unabhängig vom Alter, Liquidität, Versicherung, oder schuldhaftem Verhalten konsequent vom Notarzt behandelt und falls nötig auch in eine Klinik zur weiteren Therapie gebracht. Darauf kann sich die junge Frau heute noch genau so verlassen wie vor zehn, zwanzig oder vierzig Jahren. Der Grundsatz der Gegenseitigkeit und Gleichbehandlung der Versicherten ist, anders wie z.B. in den USA, eine der Vorzüge unserer Sozialversicherungen. Verstößt Die Existenz einer Beitragsbemessungsgrenze nicht mindestens genau so an dem Prinzip der Gegenseitigkeit und Gleichbehandlung?
Übrigens: Wussten Sie das die höchsten Kosten eines Krankenversicherungslebens in den letzten beiden Lebensjahren anfallen. Ihr Hausarzt oder auch Ihre Krankenkasse wird Ihnen das bestätigen. Die Kosten unseres Gesundheitssystems steigen eben nicht wie Sie sagen proportional zu unseren Beiträgen, sondern eben überproportional. Auch wenn Sie sich heute darauf verlassen können das auch in der letzten Lebensphase alles nur Menschenmögliche für Sie getan wird so sind die anfallenden Kosten eben nicht einmal annähernd die gleichen wie vor zehn, 20 oder 40 Jahren.
Mit freundlichen Grüßen
Nadine Clos