Frage an Muhterem Aras von Paul N. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Aras,
in der Plenarsitzung am 6. März 2013 ( siehe Plenarprotokoll) sagten Sie:
" Wenn wir wissen, dass auch an der Realschule etwa ein Viertel der Kinder eine Klasse wiederholen müssen, dann ist es auch unsere Aufgabe, uns darum zu kümmern, zu schauen, woran das liegt, und zu fragen, wie wir dafür sorgen können, dass das Klassenziel erreicht wird. Deshalb haben wir die Ressourcen auch gestärkt.Poolstunden dienen genau für so etwas, es geht auch um individuelle Förderung. Damit schaffen wir Chancengleichheit."
Fragen dazu:
Sie sagen ..."auch an der Realschule..", in welcher anderen Schulart in BW wiederholen etwa ein Viertel der Kinder eine Klasse ebenso?
Was verstehen Sie unter Ressourcen bzw. Poolstunden?
Wieviele solcher Poolstunden werden einer Klasse wöchentlich zugeteilt?
Wie stellen Sie sich konkret, in der Praxis eine individuelle Förderung eines Schülers/in vor?
Was verstehen Sie konkret unter Chancengleichheit und wieso gab es diese Chancengleichheit Ihrer Ansicht nach nicht an der Realschule?
Mit besten Grüßen
Paul Neumair
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Sehr geehrter Herr Neumeir,
bitte entschuldigen Sie die späte Beantwortung Ihrer E-Mail und vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Arbeit im Landtag.
Leider ist die Zahl der Wiederholer auch an Grundschulen sehr hoch. Laut PISA beträgt der Anteil der Sitzenbleiber dort 8,4 Prozent. Die jährliche Nichtversetzungsquote an Realschulen liegt bei 2,7 % (Stat. Landesamt), was in der Summe im Verlauf der Schullaufbahn eines Realschülers (1.-10. Klasse, Sitzenbleiben in Grundschule und Sitzenbleiben Realschule) ein Viertel der Schüler bedeutet.
Wir wollen die Realschulen stärken, siehe auch http://www.gruene-landtag-bw.de/themen-129409/bildung/gruen-rot-staerkt-realschulen-heute-und-morgen.html Ressourcen heißt, dass die Realschulen erstmals von Grün-Rot pro Zug 1,5 Poolstunden erhalten haben und die bilingualen Züge ausgebaut werden. Poolstunden sind zusätzliche Stunden, die die Untere Schulaufsichtsbehörde (Schulamt) zuweist. Den Inhalt dieser Poolstunden kann die Schule selber bestimmen. Deshalb kann ich Ihre Frage, wie viel pro Klasse verteilt wird, nicht beantworten, weil dies Sache der jeweiligen Schule ist. Siehe dazu Organisationserlass http://www.landesrecht-bw.de/jportal/docs/anlage/bw/pdf/VerkBl/KuU/KuU-2013+66.pdf
Individuelle Förderung heißt, ein entsprechendes Unterstützungssystem (Poolstunden) aufzubauen, in dem leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler früh aufgefangen und gefördert werden. Dazu gehört auch das Wegfallen des Sitzenbleibens. Mehr dazu http://www.gruene-landtag-bw.de/themen-129409/bildung/gruene-fordern-individuelle-foerderung-statt-sitzenbleiben.html
Mehr Chancengleichheit heißt, für sozial gerechte Bildungschancen zu sorgen. Wir wollen verhindern, dass die Bildungskarriere von der Herkunft und den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängt. Alle Kinder und Jugendliche sollen die gleichen Bildungschancen haben. Die mangelnde Bildungsgerechtigkeit in Deutschland wird immer wieder in internationalen Studien wie PISA, OECD, aber auch Allensbach belegt, siehe dazu http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2013-04/26630053-mittelbayerische-zeitung-chancenlos-in-sachen-bildungsgerechtigkeit-hinkt-deutschland-hinterher-und-vergeudet-so-wertvolle-potenziale-leitartikel-007.htm.
Freundliche Grüße
Muhterem Aras