Frage an Monika Zeretzke von Werner Z. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Bezugnehmend auf Ihre Tätigkeit möchte ich von Ihnen folgendes wissen:
Was halten Sie von dem Vorschlag des Sachverständigenrates das ALG II um 30 % zu senken, damit auf Arbeitsunwillige mehr Druck ausgeübt werden kann und wie sind Ihre Erfahrungen im Arbeitslosenverband mit "Arbeitsunwilligen"?
Sehr geehrter Herr Zimmermann,
zunächst bitte ich um Entschuldigung und Ihr Verständnis für mein spätes Antworten. Die letzten Tage vor der Wahl sind mit sehr vielen Terminen belegt. Es fehlte einfach die Zeit.
Nun zur eigentlichen Frage, ich sehe das wie folgt: Die Forderung des Sachverständigenrates impliziert, dass alle Alg-II-Bezieher faul sind und nicht arbeiten wollen. Wir alle wissen, dass das nicht stimmt, im Gegenteil. Viele fragen auch im Arbeitslosenverband und bei anderen freien Trägern nach Arbeitsmöglichkeiten (ob 1-€-Jobs, ABM ... egal, Hauptsache Arbeit). Für den Osten Deutschlands, auch für unsere Region ist aber nicht fehlende Motivation der Betroffenen das Problem, sondern schlicht fehlende Beschäftigungs-Angebote auf dem ersten Arbeitsmarkt. Es war schwer genug, eine Angleichung der Regelsätze für Ostdeutsche Betroffene auf bundeseinheitlich 345,- € zu erreichen. Da diskutiert man, wie man vom wenigen Geld noch wieder etwas wegnimmt. Davon entsteht kein einziger Arbeitsplatz. Außerdem ist es sozial ungerecht, kontraproduktiv und ein falsches Signal an die Menschen. Deshalb sagen wir: Hartz IV muss weg! Es muss einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor im nonprofit- Bereich geben (Jugend-, Kultur-, Sozialarbeit), der den arbeitslosen Menschen ein Leben in Würde ermöglicht. Die verschiedenen Geldbezugsquellen sind zusammenzufassen. Die Menschen entrichten ihre Beiträge in die Sozialkassen und werden somit auch vor Altersarmut geschützt. Deshalb streiten wir auch für einen bundesweit einheitlichen Mindestlohn von 8,- €. Fazit: Von Arbeit muss man leben können. Ausgrenzung und Teile-und-Herrsche-Politik ist der falsche weg. Deshalb sollten wir gemeinsam für mehr Gerechtigkeit streiten.
Vielleicht trifft man sich bei einer entsprechenden Veranstaltung. Sprechen Sie mich einfach an. Ich würde mich freuen. Bis dahin verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Monika Zeretzke