Frage an Monika Thamm von André M. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Thamm,
ich habe mit Interesse gelesen, daß Sie sich "ohne Wenn und Aber" für eine vollständige Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare gegenüber heterosexuellen Ehepartnern aussprachen. Nur kandidieren Sie für eine Partei, die sich diesbezüglich in einem diametralen Gegensatz zu Ihrer Position befindet und darüber hinaus, alle bisher erreichten (noch nicht umfassenden) Fortschritte in Sachen Gleichstellung (zum Beispiel die Stiefkindadoption, eingetragene Lebensgemeinschaften) blockierte bis hin zu Klagen unionsgeführter Länder vor dem Bundesverfassungsgericht.
Inwieweit können Sie dieses Spannungsverhältnis auflösen und wie schätzen Sie die Möglichkeit ein, die CDU zu einer fortschrittlicheren Position bewegen zu können?
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
André Meral
Sehr geehrter Herr Meral,
zunächst meinen Dank, daß Sie sich über kandidatenwatch an mich gewandt haben. Zu Ihrer Frage:
Ich weiß, daß ich - bundesweit gesehen - wohl eine Mindermeinung vertrete. Aber zum Glück ist die CDU - im Gegensatz zu manch anderer sich in Berlin zur Wahl stellenden Partei - keine Kaderpartei; sie respektiert in ihrer Mitgliedschaft nicht nur andere Meinungen, sondern diskutiert sie auch offen. Dies ist auch meine Erfahrung nach über 10-jähriger Erfahrung als Mitglied der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Tempelhof-Schöneberg. Die CDU-Fraktion in der BVV Tempfelhof-Schöneberg zeichnete sich durch ein hohes Maß an Toleranz aus. Dies gilt auch für die überwiegende Mehrheit der Mitglieder des Kreisverbandes.
Außerdem ist m.E. der Gegensatz nicht so diametral. Es gibt die Vereinigung der Lesben und Schwulen in der Union (LSU), die sich aktiv und öffentlich, z.B. auf dem Straßenfest des Regenbogenfonds in Schöneberg,
für die Belange der Homosexuellen einsetzt.
Ich bin nicht so vermessen anzunehmen, daß es als Abgeordnete nun in meinen Händen liegt, bundesweit in der CDU einen Meinungsumschwung herbeizuführen. Wenn aber dieses Thema im Abgeordnetenhaus diskutiert wird, dann werde ich meine Meinung dazu sagen und mich entsprechend verhalten. Zu guter Letzt noch etwas zu meiner Einschätzung betreffs CDU-Positionen: Es stimmt, daß eine konservative Partei sich langsamer bewegt betr. grundsätzlicher gesellschaftlicher Veränderungen. Wenn sie es aber getan hat, dann bleibt sie im Regelfall bei dieser neugewonnenen Einstellung. Auch da unterscheidet sich die CDU von manch anderer Partei. Wenn ich die alten Positionen betr. Integration, Deutschkenntnisse, Schulbildung usw. usw. bei anderen Parteien mit ihren jetzigen vergleiche, dann sehe ich mich in dieser Erkenntnis bestätigt.
Ich hoffe, ich habe Ihnen meine Haltung deutlich gemacht und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihre Monika Thamm