Frage an Monika Thamm von Oliver R. bezüglich Verkehr
Schon seit einiger Zeit wird die Straßenbahnverlängerung über Potsdamer Platz nach Schöneberg (evtl. sogar bis Innsbrucker Platz) diskutiert. Wie konkret sind die Pläne? Wann wird hier mit einer Inbetriebnahme zu rechnen sein?
Freundliche Grüße
O. Röhl
Sehr geehrter Herr Röhl,
zunächst meinen Dank, daß Sie mit mir über kandidatenwatch in Kontakt getreten sind. Entschuldigen Sie, daß ich erst heute antworte, aber die Themen Bau/Wohnen/Verkehr/Stadtplanung sind nicht meine Spezialgebiete. Ich habe mich daher erst sachkundig machen müssen. Zu Ihrer Frage:
Soviel ich erfahren habe, sind die Pläne betr. Straßenbahnverlängerung durch die Potsdamer Str. "in der Versenkung verschwunden". Geplant war wohl einst ein Straßenzug vom Potsdamer Platz über das Gleisdreieckgelände hin zum Schöneberger Kreuz als Entlastung. Diese Pläne sind ad acta gelegt worden. Somit bleiben für den Individualverkehr in Richtung Süden die Potsdamer Str. und der Mehringdamm. Wegen der damit verbundenen Verkehrsbelastung ist deshalb wohl mit einer Straßenbahnführung durch die Potsdamer Str. auf weitere Sicht nicht zu rechnen - das übliche Finanzierungsklagelied will ich gar nicht erst anstimmen. Anfang der 90er Jahre kam die Idee des Modalsplittings auf: Umkehrung des Verhältnisses 80:20, wobei davon ausgegangen wurde, daß das Verkehrsaufkommen ca. 80% individuell und ca. 20 % öffentlich wäre.
Ich persönlich habe nichts gegen 80 % öffentlichen Personenverkehr. Ich habe kein Auto, dafür eine Jahresumweltkarte der BVG. Trotzdem halte ich die Umkehrung - auch als ferne Zielsetzung -für unrealistisch:
Man kann den Menschen nicht befehlen, statt ihres Autos die Bahn oder den Bus zu benutzen. Es hat eben für viele eine eigene Qualität, mit dem Auto zu fahren, die eigene Musik zu hören und nicht die des Nachbarn - ganz abgesehen von weiteren Behelligungen während einer Bahn- oder Busfahrt. Als ständiger BVG-Benutzer weiß ich das.
Darüber hinaus sind ca. 250.000 bis 300.000 (grobe Schätzung) Pendler täglich aus dem Berliner Umland unterwegs. Insbesondere im Süden und Südwesten von Berlin wurde und wird sehr viel gebaut und der Zuzug von Berlinern dorthin hält an. In ihrem kommunalpolitischen Programm für Tempelhof-Schöneberg hat die CDU deshalb vorgeschlagen, an den S- und U-Bahn-End-bzw. Knotenpunkten Park + Ride-Plätze anzulegen, um eine Entlastung des Berliner Stadtbereichs zu erreichen.
Ich hoffe, meine Antwort war für Sie umfassend genug und ich verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihre Monika Thamm