Frage an Monika Döllstedt von Jens S. bezüglich Gesundheit
Guten Tag,
da ich selbst im Gesundheitswesen tätig bin interessieren mich die Grundsatzpositionen Ihrer Patei zur zukünftigen Entwicklung vor allem im ambulaten Bereich.
Konkret, wie ist Ihrer Meinung nach den folgenden Problemen beizukommen bzw. entgegenzuwirken?
Ärzte und Zahnärzte sowie deren Angestellte ersticken im bürokratischen Sumpf, den zwar alle kennen, den auch jeder kritisiert, jedoch keine Partei wirklich etwas dagegen unternimmt.
Wie will man aus Ihrer Sicht der ungünstigen demografischen Entwicklung in Thüringen vor allem im Gesundheitwesen Rechnung tragen ? Wie sollen die stetig wachsenden Kosten einer immer älter werdenden Bevölkerung durch immer weniger tatsächlich berufstätige Leute getragen werden?
Was halten Sie von der Idee, das oberste Gut der Menschen, die Gesundheit, ganz von Kommerz und dem Faktor Geld zu "befreien" , die Gesundheit steuerzufinanzieren und Ärzten und ihren Angestellten so wie Angestellten ein festes adäquates Gehalt zu zahlen anstelle des bisherigen vom Geld/Gewinn diktierten Systems ?
Sehr geehrter Herr Scharke,
gerne beantworte ich Ihre Frage; die Verzögerung kam dadurch zustande, dass ich mich erst mit der "Handhabung" von abgeordnetenwatch.de vertraut gemacht habe.
Zuerst zu Ihrer Idee, aus der "Gesundheitswirtschaft" in der Bundesrepublik wieder ein Gesundheitswesen zu machen: Prinzipiell bin ich sehr dafür, hier Kommerz und den Faktor Geld, wie Sie es nennen, herauszunehmen. Da ist allerdings die Bundespolitik in der Pflicht; besonders in der Hinsicht, die finanziellen Voraussetzungen für Schritte in diese Richtung zu schaffen. Dass eine Umgestaltung in dieser Richtung ein langwieriger Prozess wäre und dass bei der jetzigen Regierung der politische Wille fehlt, im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung eine Gesundheitsreform, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient, auf den Weg zu bringen, haben Sie sicher schon selbst festgestellt.
In meiner Rede zum Demografiebericht in der letzten Plenartagung habe ich auf die Notwendigkeit einer besseren Verzahnung von ambulanter und stationärer gesundheitlicher Versorgung hingewiesen. Damit zusammenhängende Probleme wurden auch schon an den Petitionsausschuss herangetragen, z. B. die onkologische Nachsorge betreffend. Was die bürokratischen Hemmnisse anbelangt, ist es für mich immer wieder ärgerlich, wenn eine Gesetzeslage, die wir (DIE LINKE) in dieser ganz bestimmten Form nicht wollten (wohl aber als Mehrheitsentscheidung akzeptieren müssen), es nicht zulässt, bei bestimmten Problemen den Einreichern von Petitionen kurzfristig und unbürokratisch helfen zu können.
Um der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen, orientiert DIE LINKE auf wohnortnahe Versorgung der der Menschen in allen gesundheitlichen Versorgungsbereichen. Die Absicherung der Daseinsvorsorge in dieser Hinsicht als Pflichtaufgabe des Landes und der Kommunen heißt, die hierzu notwendigen Maßnahmen (Krankenhausplanung in Verantwortung des Landes, Sicherstellung der ambulanten Versorgung durch die Kassenärztliche Vereinigung, gemeindenahe psychiatrische Versorgung - hier insbesondere Gerontopsychiatrie) in Abstimmung von Land und Kommunen zu erhalten und möglichst zu verbessern. In unserem Regierungsprogramm werden hierzu u. a. noch Erhöhung der Lebensqualität im ländlichen Raum und Wirtschaftsförderung genannt.
Weitere Privatisierungen und Schließungen von Krankenhäusern bzw Fachabteilungen lehnen wir im Interesse der Aufrechterhaltung einer umfassenden der Bevölkerungsstruktur gerecht werdenden medizinischen Versorgung ab.
Sie weisen speziell darauf hin, dass durch den demografischen Wandel immer weniger Erwerbstätige für immer mehr ältere Menschen gewissermaßen mit aufkommen müssen. Hat Sie schon mal jemand darauf aufmerksam gemacht, dass die Erwerbstätigen genauso auch für diejenigen, die NOCH NICHT im Arbeitsprozess stehen, mit aufkommen müssen? Dieser genauso interessante Aspekt der Demografie wird - aus welchen Gründen auch immer - kaum thematisiert!
Damit will ich darauf hinweisen, dass in diesem Zusammenhang die Verteilungsfrage unbedingt thematisiert werden muss. Seitens der Regierungsparteien und der ihnen nahe stehenden Institutionen ist das bekanntermaßen politisch nicht gewollt. Oftmals werden über Wirtschaftslobbyisten die von der Wirtschaft favorisierten Themen in einer ganz bestimmten Art und Weise in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt mit dem Ziel, das Denken der Menschen in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken (Z.B. Private Altersabsicherung, Riesterrente). Dass dies funktioniert, erlebe ich jeden Tag und es merken leider noch zu wenige. Das soll`s für heute gewesen sein. Für Nachfragen können Sie sich gerne auch über mein Wahlkreisbüro in Gotha mit mir in Verbindung setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Döllstedt