Wäre es für die Klimaliste vorstellbar,um das ambitionierte 1,5 Grad Ziel zu erreichen, die neueren Atomkraftwerke länger laufen zu lassen um deutlich früher aus der Kohle auszusteigen? Noch vor 2030.
Bei der Klimaliste sehen wir keine große Zukunft für Kernkraft zur Energieversorgung. Da dafür auch gigantische Mengen Beton und unabsehbar große Aufwendungen für die Endlagerung anfallen, würde ich auch nicht sagen, dass diese Energiegewinnung CO2-neutral ist. Zumindest aber die Verlängerung bestehender Kraftwerke um einige Jahre würde wohl schon eine Einsparung an CO2 bringen.
Tatsächlich möchte ich im Laufe des nächsten Jahres den Zubau von Windenergie und PV auf das jeweilige Zubaumaximum dieser Energieträger innerhalb der vergangenen 10 Jahre anheben. Dafür haben wir ja erwiesener Maßen genügend Arbeitskräfte. Wenn dies gelingt, wird auch 2022 trotz Atomausstieg weniger CO2 für die Stromerzeugung ausgestoßen, wie noch dieses Jahr [Siehe Simulation].
Damit kommen wir zur anderen Seite dieser Fragestellung: Der Politischen. Die Diskussion ob und wenn ja wie lange die Kernkraftwerke weiter laufen sollen, wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die wir eigentlich zur Planung des angesprochenen Ausbaus erneuerbarer Energien brauchen werden. So ist eine Verlängerung der Kernkraft zwar technisch eine leicht umsetzbare Maßnahme, die uns einen Teil unseres Budgets rettet, aber die Debatte wird von den trotzdem notwendigen Maßnahmen zum erreichen einer nachhaltigen Energieversorgung ablenken.
Da der Einkauf von Strom marktwirtschaftlich passiert, werden wir auch nach dem Atomausstieg vermutlich immer wieder Regelleistung aus französischer Nuklearenergie importieren. Die Menge an Atommüll wird also auch trotz frühem Ausstieg in Deutschland weiter anwachsen. Ein Importverbot für französische Kernenergie würde den Strompreis in Deutschland weiter steigen lassen und mehr CO2 verursachen. Eine solche Maßnahme lehne ich ab.
Noch ein dritter Aspekt als Nachtrag: Die Wirtschaftlichkeit.
Kernenergie hat das Phänomen, dass die Kosten für jede erzeugte Kilowattstunde sehr niedrig sind (Wenn man die Endlagerung ausklammert...), aber die Aufrechterhaltung der Sicherheit der ganzen Nuklearanlage hohe, laufende Kosten verursacht. Deswegen liefern Kernkraftwerke im Moment auch kontinuierlich Grundlast und müssen ihren Strom verkaufen, auch zu niedrigen Preisen.
Es ist jetzt bald soweit, dass erneuerbare Energien immer wieder die gesamte Last decken können und die Kernkraftwerke dann sinnvoller Weise ihre Leistung drosseln müssten. Technisch ist es zwar möglich, diese Kraftwerke zum Erzeugen von Regelleistung bei Ausfall der erneuerbaren Energien einzusetzen, aber die laufenden Kosten blieben auch im heruntergefahrenen Modus bestehen und damit würde Regelleistung aus Kernenergie extrem teuer werden.
Ich vermute mal so teuer, dass man die Energiewende schneller schaffen würde, wenn man das Geld in erneuerbare Energien steckte.