Frage an Milan Berger von Kyra A. bezüglich Verbraucherschutz
Hi,
ich streite immer mit meinen Freunden, warum es nicht gut ist ein "gläserner" Patient zu sein. Für mich ist es einfach vom Gefühl ungut, aber andere meinen, es sei doch prima, wenn man z.B. nach einem Unfall bewusstlos ist aber auf dem Chip alles Wesentliche gespeichert ist. Ich denke dann eher an den möglichen Missbrauch der Daten, aber meine Freunde meinen, ich hätte Verfolgungswahn.
Natürlich sind die Piraten dagegen, das ist mir klar, aber mir wären stichhaltige Argumente sehr lieb!
Danke
Kyra Anisimov
Hallo Frau Anisimov,
ich beginne als erstes mit einem Zitat des Praesidenten der Freien Aerzteschaft Martin Grauduszu: "Das ist eine Schnüffelkarte, um intime Patientendaten auf den Servern der Krankenkassen zu sammeln".
Das Argument Ihrer Freunde laesst sich auch relativ schnell widerlegen, denn die Gesundheitskarte ansich bietet nur einen Schluessel zu der Akte die auf einem zentralen Server gespeichert wird. Es werden keine Daten auf der Karte ansich gespeichert, es ist also fraglich ob Beispielsweise aus dem Krankentransport heraus Daten abgefragt werden koennen. Jedoch beginnt hier schon das erste Problem, da weder die Uebermittlung der sensiblen Daten noch die Speicherung der Daten ansich genormt wurde. Auch gibt es kein Konzept wer auf die Schluessel zugreifen darf. Zum Thema Unfall zurueck, was wird hier benoetigt neben Blutgruppe und etwaigem Allergiepass? Am besten noch die Telefonnummer der naechsten Angehoerigen, all dies ist auf der Gesundheitskarte ansich nicht zu finden, nur auf dem zentralen Server, die Telefonnummer der naechsten Angehoerigen jedoch nicht. Alle 3 Dinge loest ein Allergie/Notfallpass schon seit Jahren.
Weiterhin duerfte es nur eine Frage der Zeit sein und bis die Zugriffe auf die Daten gelockert werden und evtl ein neuer Arbeitgeber vorher Einblick in die Krankenakten bekommen koennte, oder bis sich findige Hacker Zugriff auf Datensaetze verschafft haben, die Vergangenheit zeigt wie schnell gespeicherte Daten nach Aussen gelangen, denken wir hier beispielsweise an Grossbritannien oder die Deutsche Telekom.
Eine weitere Moeglichkeit des Missbrauchs waere sogenanntes Patientenscoring, aehnlich wie das Scoring welches von Banken bekannt ist um die Kreditwuerdigkeit einzustufen.
Tatsache ist es auch, dass die eGk die aerztliche Schweigepflicht z.B. durch das E-Rezept aushebelt.
Ein weiteres Argument gegen die eGk sind die massiven Kosten, die sich selbst auf 10 Jahre nicht rechnen duerften. Alleine das Primaersystem wird mit Kosten in Hoehe von 1 Milliarde Euro beziffert, welche natuerlich direkt auf den Versicherten zukommen.
Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen, auch wenn mir stichhaltigte Argumene bei diesem Thema kaum moeglich sind.
Mit freundlichen Gruessen
Milan Berger - Piratenpartei Deutschland