Frage an Michel Brandt von Uwe R. bezüglich Bildung und Erziehung
Wie sehen Sie die Fairness beim aktuellen Halb lockdown zwischen dem Schließen von pedagogisch wichtigen und bildungsrelevanten Musikschulen und deren Arbeit mit Kindern und Jugendlichen UND der nahezu uneingeschränkten Arbeitswelt von hunderten anderen Berufen? Musikschulen haben keine nachweisliche Ansteckungsgefahr. Sie machen Einzeltermine mit dem Schüler und können diese jederzeit nachverfolgen da sie offiziell angemeldet sind! Die Räume sind gross und Hygiene Konzepte machen den Unterricht sehr sicher! Tausenden von Musikern wird die Existenz immer mehr entzogen durch eine willkürlich scheinende Schließung! Wir sind schockiert über soviel Ignoranz! Andere sehr viel körpernähere Jobs werden erlaubt! Wir haben auch Kinder und Familie und leben von dieser kulturellen Arbeit! Diese war noch nie so sehr in Gefahr und das durch politische nicht zu Ende gedachte Entscheidungen!Bitte um Stellungnahme.
Hallo Frau Ute Reitenauer,
Ich kann ihren Unmut sehr gut verstehen und fühle mit ihnen und ihrer Familie. Ich selbst war, bis ich zum Abgeordneten gewählt wurde, auch Kulturschaffender (Schauspieler). Daher weiß ich, dass die Arbeit im Kultursektor in den meisten Fällen eine Entscheidung für den Inhalt, dessen was man macht, ist, und keine, für den Geldbeutel. Umso mehr danke ich ihnen für ihre Arbeit.
Es ist aber schwer bei den unterschiedlichen Maßnahmen des Lockdowns die Fairness zu beurteilen. Ich denke, dass die empfundene Fairness, jeweils von der Perspektive abhängt, die die jeweilige Person innehat. Das Sein bestimmt also das Bewusstsein, auch bei der Beurteilung dessen, ob eine Maßnahme gerechtfertigt und/oder verhältnismäßig ist.
Mich stört ebenfalls, dass bei vielen anderen Berufszweigen, insbesondere in der Produktion oder in der Logistikbranche, ein Lockdown nicht mal in Erwägung gezogen wurde. Dies hätte uns eventuell vor so langen Schließungen, wie wir sie jetzt haben bewahren können.
Das Kulturschaffende besonders unter den Maßnahmen leiden ist allgemein bekannt. Deswegen wäre es die Aufgabe der Bundesregierung, alle Menschen die im Kultursektor arbeiten, ob angestellt oder freiberuflich, ausreichende Mittel für die Sicherung ihrer Existenz, aus den Rettungsschirmen bereit zu stellen und ihnen diese dann auch pünktlich zukommen zu lassen. Das dies trotz der beschlossenen Summen nicht geschieht ist das Politikversagen seitens der Bundesregierung.
Mit freundlichen Grüßen
Michel Brandt