Frage an Michael Ott von Christof F. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Dr. Ott,
ich möchte meine Wahl von Ihrer Position zu Verkeher/Infrastruktur/Energie/Umwelt abhängig machen.
Wie stehen Sie dazu, wenn wir München innerhalb des mittleren Rings autofrei gestalteten.; nur Fahhräder, Fussgänger, Bäume. Jeder Münchner würde, wie bei der Fernsehgebühr zu einer MVV Jahreskarte verpflichtet. Der mittlere Ring würde zum Parkhaus für P/R Pendler umgestaltet, das öffentlichen Verkehrsnetz würde ausgebaut.
Ich weiss, das wäre ein radikaler Umbruch, ich bin aber überzeugt, dass die Bürger extrem kreativ sind und sich sehr gut anpassen würden. Bitte sagen Sie nichts zur Wirtschaftlichkeit, Arbeitsplätze, Mobilität alter Menschen. Ich erwarte von Politikern Kreativität und Denken ausserhalb der ausgetretenen Pfade.
In Erwartung Ihrer Antwort verbleiebe ich mit freundlichen Grüssen,
Dr. C. F..
Sehr geehrter Herr Dr. F.,
danke für Ihre mail!
Die BayernSPD strebt mittel- bis langfristig einen emissionsfreien Verkehr an, nicht nur in Städten oder Innenstädten, sondern überall im Freistaat. Schon aus Gründen der Stickoxid-Belastung ist es wichtig, dass das in den Städten schneller passiert. Autos mit Verbrennungsmotoren wird es eher früher als später daher nicht mehr geben können! Dafür muss die Automobilindustrie an Alternativen arbeiten - das muss sie aber ohnehin, denn in anderen Ländern sind diese Fahrverbote schon angekündigt.
Allerdings ist schon wichtig, sich die Wege dahin zu überlegen. Was Sie vorschlagen, kann aus zwei Gründen so nicht ganz funktionieren: Es gibt weiterhin Läden (und zwar viele!) innerhalb des mittleren Rings - und deren Versorgung allein über Fahrräder wird nicht funktionieren. Allein die Supermärkte und anderen Ladengeschäfte des täglichen Bedarfs (es leben schließlich auch Menschen in der Stadt) brauchen wenigstens zeitweise Lieferverkehre, so wie es ja auch in Fußgängerzonen jetzt schon geregelt ist. Wenn diese Fahrzeuge emissionsfrei sind, finde ich das auch kein unlösbares Problem.
Der andere Grund ist: Weiterhin leben auch Menschen innerhalb des mittleren Rings, die auf individuelle motorisierte Fahrzeuge angewiesen sind (z.B. wegen einer Gehbehinderung). Selbst bei optimalem barrierefreien Ausbau des öffentlichen Verkehrs werden Sie denen nicht gerecht, wenn gar keine Fahrzeuge mehr fahren dürfen. Ich denke aber, dass z.B. Sharingsysteme und andere intelligente Lösungen sehr gut wären, um die Zahl der Autos (E-Autos natürlich) deutlich zu reduzieren - schon jetzt ist es ja für viele Unsinn, noch ein eigenes Auto anzuschaffen. Wir sollten also Sharing fördern.
Schließlich den öffentlichen Verkehr: Wir wollen neben dem massiven Ausbau von Fahrradwegen unbedingt weit mehr öffentlichen Verkehr, Schienenverkehr und Nahverkehr. Das können allerdings, weil alles andere zu lang dauert und irre teuer ist, nur Tram und Bus leisten (Elektro-Busse, versteht sich). Wir müssen also den ÖPNV stark ausbauen, günstiger machen (wir fordern kostenlose Senioren-, Sozial- und Studenten/Azubi-Tickets) und dadurch die Attraktivität erhöhen, damit zu fahren anstatt mit dem eigenen PKW.
Ich glaube im übrigen, dass wir früher oder später Zonen bekommen werden, wo man nicht mehr einfach reinfahren darf, sondern nur noch mit Berechtigung. Allerdings ist die SPD gegen eine City-Maut, denn das bevorzugt einfach die Reichen, und ich will kein Reichenghetto in der Innenstadt. Wie genau man das ausgestaltet, wird zu diskutieren sein; ich denke aber, dass die digitalen Verkehrssysteme der Zukunft möglich machen werden, das zu steuern.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit dieser Antwort in der Entscheidungsfindung helfen konnte!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Michael Ott