Michael Kießling MdB_Quelle Oliver Grüner
Michael Kießling
CSU
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Frage von Sabine W. •

Frage an Michael Kießling von Sabine W. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Kießling,

derzeit beschäftige ich mich mit der Impfpflicht für Kinder, die evtl. eingeführt werden soll. Ich selbst bin der Meinung, dass Eltern das selbst entscheiden können und nicht per Gesetz dazu ver“donnert“ werden sollten. Außerdem gibt es genug Fakten, die gegen eine gesetzliche Impfpflicht sprechen. So ist in Ländern mit gesetzlicher Impfpflicht die Durchimpfung niedriger als hier in Deutschland. Die Impfrate ist bei uns nämlich schon sehr hoch und v.a. die Kinder sind zu einem ausreichend hohen Prozentsatz geimpft. Unter dem Link: https://www.impfpflicht-spahn.de/pdfs/Faktencheck_Masernschutzgesetz.pdf können Sie sich in einem kurzen Faktencheck über die üblichen Behauptungen und die entsprechende Realität informieren, den der Ärzte-für-individuelle-Impfentscheidung-e.V. herausgegeben hat. Über diese Webseite sind auch weitere Informationen zu bekommen (incl. nachprüfbarer Quellenangaben).

Wie stehen Sie zu der geplanten Gesetzesänderung bzgl. einer Impfpflicht? Für eine persönliche Stellungnahme wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
S. W.

Michael Kießling MdB_Quelle Oliver Grüner
Antwort von
CSU

Sehr geehrte Frau W.,

vielen Dank für Ihre E-Mail, in der Sie mich um Stellungnahme zur aktuellen Debatte zum Thema Impfpflicht bitten. Wie Sie wissen, halte ich es für besonders wichtig, eine offene und differenzierte gesellschaftliche Diskussion zu diesem Thema zu führen.

Aber klar ist: Impfungen gehören zu den wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Gleichzeitig schützt die Impfung nicht nur die geimpften Personen selbst, sondern insbesondere indirekt auch die Menschen, die sich nicht selbst impfen lassen können.

Bei Masern beispielsweise, die in dem Gesetzesentwurf thematisiert werden, bedeutet eine niedrige Impfquote ein hohes Gesundheitsrisiko. Weltweit sind Masern weiter auf dem Vormarsch, im Jahr 2018 haben sich die Infektionszahlen weltweit verdoppelt. Dies ist besonders deshalb schwer zu akzeptieren, da gut verträgliche und hochwirksame Impfstoffe zur Verfügung stehen. Gleichzeitig existiert keine spezifische Behandlung gegen die Krankheit. Das hat zur Folge, dass bei einer Ansteckung lediglich die Symptome behandelt werden können. Dies ist besonders problematisch vor dem Hintergrund, dass besonders schutzbedürftige Gruppen aus verschiedenen Gründen nicht selbst aktiv geimpft werden können und deshalb auf hohe Impfquoten angewiesen sind. Dazu gehören neben Neugeborene bis neun Monate auch ältere Menschen, chronisch Erkrankte oder Schwangere. Das Robert Koch-Institut schätzt die Zahl der Gruppe auf rund 2 Prozent der Bevölkerung, d.h. rund 1,7 Millionen Menschen. Schutzimpfungen sind aus diesem Grund neben dem individuellen Schutz also auch für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung.

Zur Verhinderung der Zirkulation von Masern brauchen wir eine Impfquote von mindestens 95 Prozent für die erste und zweite Schutzimpfung. Bis zum Schuleingang waren im Jahr 2016 über 97 Prozent der Kinder einmalig gegen Masern geimpft. Die Impfquote für die zweite Impfung lag im Durchschnitt bei 92,9 Prozent, sie stagniert bereits seit 2011 mehr oder weniger zwischen 92 Prozent und 93 Prozent. Trotz wiederholter Informationskampagnen und einer zum Teil hohen medialen Aufmerksamkeit, insbesondere zu Zeiten von Ausbrüchen, konnten diese Impfquoten bisher nicht weiter verbessert werden. Eltern konnten in einigen Fällen scheinbar nicht von der Notwendigkeit der zweiten Impfung überzeugt werden.

Deswegen halte ich es für richtig, dass wir darüber debattieren und entscheiden werden, eine Masernimpfpflicht überall dort einzuführen, wo Menschen täglich in engen Kontakt miteinander kommen. Egal ob in der Kita, bei der Tagesmutter oder in der Schule – wir wollen möglichst alle Kinder vor einer Masernansteckung schützen. Und da die bisherigen Bemühungen nicht zu einer Erhöhung der Impfquoten auf die notwendige Höhe von 95 Prozent geführt haben, sollte man die Einführung einer Impfpflicht zur Steigerung der Impfquoten und zu einem verstärkten Gesundheitsschutz insbesondere für Kinder und die Schwächsten in unserer Gesellschaft durchaus in Betracht ziehen.

Selbstverständlich sind mir die Argumente der Impfgegner als auch die der Befürworter bekannt, dies gilt auch für den Faktencheck der Ärzte-für-individuelle-Impfentscheidung-e.V.. Deshalb werde ich mir diese sowie die mir vorliegenden Fakten nochmals gewissenhaft gegeneinander abwägen und dann einen finalen Entschluss in der anstehenden Abstimmung fassen.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Kießling

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