Frage an Michael Hadamik von katharina W. bezüglich Wirtschaft
Sie begründen die zustimmung zum Neubau von Kohlekraftwerken mit der geringen Effizienz und der langen Laufzeit der alten Kohlekraftwerke. Zum ersten Punkt würde ich gern wissen in wieweit die Effizienz der neuen Kraftwerkblöcke die der vielen dezentralen überschreitet, hierbei ist nicht der Outputt sondern expliziet die Effizienz gemeint mit der Kohle verbrannt wird und wüsste auch gern wie viel größer die Effizienz bei einem Kohlekraftwerk wie dem in Datteln im Gegensatz zu neuen Technologien wie Kraft-Wärmekopplung oder Dampfturbinen Kraftwerken ist - so wie sie in Bayern gebaut werden.
Und zum andern Frage ich mich wieso ihre Partei Kernkraftwerke weit über 30 Jahre lang betreiben will, sie aber bei Kohlekraftwerken 31 Jahre als kritisch ansehen. Wollen sie damit vielleicht andeuten, dass diese Kohlekraftwerke gefährlicher sind als Atomkraftwerke?
Sehr geehrte Frau Wagner,
Sicherlich spielt der Sicherheitsaspekt bei der Zustimmung zu modernen Kohlekraftwerken mit eine Rolle, ausschlaggebend ist für uns jedoch die Verbesserung der Umweltbilanz.
Der Nettowirkungsgrad von Kohlekraftwerken liegt weltweit im Durchschnitt bei ca. 31%, in Deutschland bei etwa 38%. Die ältesten in Deutschland betriebenen Kraftwerke weisen eine Effizienz von gerade einmal 24-27% auf.
Der neue Kraftwerksblock in Datteln wird eine Effizienz von mindestens 45% erreichen und repräsentiert damit den aktuellen Stand der Technik. Die bestehenden Kraftwerksblöcke 1-3 werden durch diesen neuen Kraftwerksblock ersetzt. Durch den höheren Wirkungsgrad und die geringeren CO2- und Schadstoffwerte verbessert sich die Umweltbilanz in unserer Region um über 20%.
Die Energieeffizienz moderner Gas-und-Dampf-Anlagen liegt bei bis zu 58%. Die Energieeffizienz von KLEINEN Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung wird mit über 70% angegeben. Vor dem Hintergrund der reinen Zahlen scheint also ihre Frage durchaus berechtigt, warum wir nicht auf eine dieser Technologien setzen, um noch größere Verbesserungen in der Umweltbilanz zu erreichen.
Was die Zahlen allerdings nicht ausdrücken, ist die Realisierbarkeit. Ein Gas-und-Dampf-Kraftwerk bietet nicht die Versorgungssicherheit eines Kohlekraftwerks und würde, um die Bruttoenergieleistung von 1100 Megawatt zu bringen, eine eigene Gaspipeline benötigen. Neben der Abhängigkeit zu den gasfördernden Ländern käme durch die Bindung des Gaspreises an den Ölpreis die wirtschaftliche Unsicherheit hinzu.
Kraft-Wärme-Kopplung stellt keine eigenständige Technologie dar, sondern meint die Nutzung der Abwärme der Kraftwerke in Form von Fernwärme. Auch beim dattelner Kraftwerk wird Kraft-Wärme-Kopplung zu Einsatz kommen. Die dabei angegebene Effizienz von über 70% ist allerdings nur rein theoretischer Natur. Sie könnte nur erreicht werden, wenn mehrere kleine, zu den Wohngebieten zentral gelegene Kraftwerke gebaut würden. Dies ist aus raumplanerischer Sicht aber in der Region schlicht nicht möglich. Zusätzlich müsste man ein entsprechendes Netz aus Fernwärme-Leitungen bauen und genügend Abnehmer für die Fernwärme finden. Letzteres ist unwahrscheinlich, zumal viele Heizungsanlagen aufgrund der staatlichen Subventionen in den letzten Jahren gerade erst erneuert wurden. Außerdem würde die angegebene Effizienz dann nur in kalten Wintern erreicht werden können, denn an warmen Tagen wird die produzierte Fernwärme nicht benötigt.
Übrigens sind auch die Energieversorger darum bemüht, die Effizienz so weit wie möglich zu steigern, denn ein geringerer Ressourceneinsatz bedeutet geringere Kosten und somit mehr Gewinn.
Grundsätzlich steht die FDP modernen, effizienten und umweltfreundlichen Technologien aufgeschlossen gegenüber. Im Gegensatz zur ideologischen Sichtweise sehen wir aber auch die Schwierigkeiten bei der Realisierung und suchen vor diesem Hintergrund stets die bestmögliche umsetzbare Lösung.