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Michael Grosse-Brömer
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Frage von Paul P. •

Frage an Michael Grosse-Brömer von Paul P. bezüglich Wirtschaft

2007 betrugen laut der Bundesbank Monatsbericht September 2008 Seite 30 die Bankzinserträge 419Mrd.€ und die Zinsaufwendungen 327Mrd.€.
Obwohl dieses Geld das ganze Volk erwirtschaftet hat landet es proporzional dem Geldvermögen auf den Konten der Geldbesitzer.Das ist nach meiner Erfahrung der Hauptgrund warum die reicher immer reicher werden. Laut der Finanzierungsrechnung jedes Jahr um ca. 300Mrd.€.
Warum wird dieses Problem oder Zustand nicht in der Öffentlichkeit erwähnt?

Paul Prochazka

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Prochazka,

vielen Dank für diese Frage. Ich bin gespannt, wie Johannes Kahrs und Petra Pau, denen Sie neben weiteren Abgeordneten bzw. Kandidaten die gleiche Frage gestellt haben, antworten werden!

Ihre Feststellung, dass das Thema "Bankzinsertrag" in der Öffentlichkeit kaum erwähnt wird, ist richtig. Dies mag daran liegen, dass er sehr komplex ist. In der Finanzpolitischen Fachwelt ist das Thema jedenfalls nicht unbekannt. Meines Wissens hat sich jedoch alleine Helmut Creutz in vielen Publikationen mit dem Thema beschäftigt. Alle anderen, so meine Vermutung, berufen sich auf seine Zahlen bzw. kopieren ihn komplett.

Kritische Fachleute halten es jedoch für eine normale Entwicklung, dass die Bankzinserträge überproportional ansteigen. Das hängt einerseits mit der Entwicklung von Geldvermögen und Schulden zusammen, womit auch die Zinsströme steigen. Andererseits unterstützt auch der technologische Fortschritt die Bankzinserträge. Denn je schneller die Technik fortschreitet, desto schneller müssen oder wollen Privatpersonen oder Unternehmen "nachrüsten". Bestes Beispiel dürften die Computer sein.

Ich gebe Ihnen Recht, dass die Thesen, die Creutz ableitet, verlockend scheinen. Aber ob man alle wirtschaftlichen und sozialen Probleme in unserem Land mit einer Reduzierung des durchschnittlichen Zinsanteils in den Preisen von jetzt etwa 30% (nach Creutz Berechnung) auf 10% (Creutz Forderung) lösen kann, wage ich zu bezweifeln. Dieses würde unter anderem voraussetzen, dass sinkende Zinsen von allen Produzenten und Zwischenhändlern weltweit auch komplett an die Endverbraucher weitergegeben werden. Zudem fehlen meiner Meinung nach einige Überlegungen in Creutz Berechnungen.

So rechnet Creutz bei den Bankzinserträgen nicht die Erträge aus Bankinternen Investmentgeschäften heraus. Denn wenn Banken sich gegenseitig Geld leihen (was häufig passiert) verlangen sie dafür Zinsen. Diese Zinsen haben volkswirtschaftlich jedoch kaum Auswirkungen und können bei den Creutz´schen "Umverteilung" nicht hinzugerechnet werden.

Weiterhin werden von den Bankzinserträgen auch die laufenden Kosten der Banken finanziert, z.B. die Gehälter der Bankangestellten. Auch diese Kosten müssten erst einmal rausgerechnet werden, da sie keine "Umverteilung zum Besitz" sind.

Die Berechnung, dass erst ab einer Geldmenge von 250.000 Euro ein zinsmäßiges Plus entsteht, halte ich für irrig. Creutz ignoriert, dass von den ausgezahlten Zinsen 25% Steuer und etwa 2% Inflationsausgleich abzuziehen sind. Die Steuer jedoch kommt der Allgemeinheit zu Gute und ist keine "Umverteilung zum Besitz".

Mit freundlichen Grüßen
Michael Grosse-Brömer, MdB

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