Frage an Melanie Huml von Nils H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Huml,
laut einer Meldung vom 30.10. im Merkur arbeiten Pfleger auch weiter, wenn sie infiziert sind.
https://www.merkur.de/bayern/corona-bayern-soeder-christkindlmarkt-muenchen-zahlen-aktuell-lockdown-regeln-news-zr-90083924.html
Zitat:
„Die ohnehin dünne Personaldecke führt schon heute dazu, dass Pflegende trotz Infektion weiterarbeiten müssen, um die Versorgung zu gewährleisten“, heißt es in einer Mitteilung der Vereinigung der Pflegenden in Bayern. „Es steht zu befürchten, dass sie diese massivere zweite Coronawelle nicht mehr durchstehen werden.“
Neben den körperlichen Problemen rückt auch die psychische Belastung immer mehr in den Fokus. Die Vereinigung sehen die Gefahr, psychisch wirksame Effekte in immer größerem Maß die Gesundheit von Pflegekräften nachhaltig beschädigen.
„Zwölf-Stunden-Schichten, ersatzlos gestrichene Pflegepersonaluntergrenzen und alles, was zu einer zusätzlichen Belastung des medizinischen Personals führt, muss genau wie das strikte Abriegeln von Pflegeeinrichtungen der Vergangenheit angehören“, forderte der Präsident der Vereinigung, Georg Sigl-Lehner. Außerdem müsse dem Arbeits- und Gesundheitsschutz des Pflegepersonals absolute Priorität eingeräumt werden - sonst werde die Personaldecke noch dünner."
Zitat Ende.
Gaststätten, Kinos, Theater werden also geschlossen, was zu schweren wirtschaftlichen Schäden führen wird, ohne dass hier ein erhöhtes Infektionsrisiko vorläge. Bei den genannten Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen jedoch werden bewusst und mit Vorsatz besonders schützenswerte Risikogruppen mit Infizierten in Kontakt gebracht. Bayern hat sich nicht nur durch die Testpannen, wie zuletzt in Augsburg und die hohen Fallzahlen und Corona-Toten nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Frau Huml, ist die Darstellung aus der Zeitung richtig? Haben Sie davon Kenntnis und was haben Sie vor dagegen zu tun?
mir freundlichen Grüßen
Nils Hausdörfer
Sehr geehrter Herr Hausdörfer,
vielen Dank für Ihre Nachricht zur Belastung der Pflegekräfte in diesen Pandemiezeiten. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um allen Pflegefachkräften und den weiteren Beschäftigten, die in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen einen unschätzbar großen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten, nochmals sehr herzlich zu danken. Ohne das enorme Engagement zum Beispiel in den Krankenhäusern, den Pflegeeinrichtungen und der Gesundheitsverwaltung wäre die Lage weitaus schwieriger als jetzt.
Die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie dienen sowohl dem Schutz der Menschen vor einer Infektion als auch dazu, unser Gesundheitssystem vor einer möglichen Überlastung zu bewahren.
Wir haben außerdem mit dem neuerlichen Eintreten des Katastrophenfalls zusammen mit der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) den Pflegepool reaktiviert, um wieder stärker freiwillige Pflegekräfte in Heimen und Krankenhäusern einsetzen.
Schon im vergangenen Frühjahr konnte die VdPB über den Pflegepool Bayern viele Freiwillige in Einsätze vermitteln. Sie haben wertvolle Unterstützung für die Pflegenden vor Ort geleistet und damit an vielen Stellen einen Kollaps der pflegerischen Versorgung verhindert. Damit wurde ein Zeichen gesetzt und auch wenn wir gehofft hatten, dass es nicht mehr nötig sein würde, ist es genau dieses Engagement, auf das wir in Bayern nun bauen. Denn die Pandemie trifft das Land und die beruflich Pflegenden mit noch viel größerer Wucht als im Frühjahr.
Antworten zu wichtigen Fragen (auch als Arbeitgeber) der Umsetzung finden Sie unter: https://www.pflegepool-bayern.de/fragen-antworten/
Angesichts der hohen Infektions- und Sterbezahlen ist der Schutz der Menschen in den Alten- und Pflegeheimen ein Kernelement unserer neuen Corona-Maßnahmen. Klar ist aber auch: Der Aufbau einer Pflegereserve muss eine der großen Lehren aus dieser Pandemie sein. Um auf kurzfristige Mitarbeiterausfälle und Überlastungssituationen reagieren zu können, sind Arbeitgeber und Kostenträger aufgerufen, Konzepte für einen dauerhaften Springerpool zu erarbeiten. Nach der Corona-Krise muss man dafür zusammen mit Verbänden und Hilfsorganisationen die nötigen Strukturen schaffen. Gerade in Zeiten der Pandemie zeigt sich sehr deutlich, wie wichtig es zur Entlastung des Pflegepersonals ist, sich träger- und einrichtungsübergreifend zu unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Melanie Huml
Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales