wo genau sehen sie hier bedarf, etwas für den rad- und fußverkehr zu tun? das thema liegt in berlin bei den grünen, aber hier ist alles beim alten und echte verbesserung sehe ich nicht kommen.

Hallo Frau Trzonnek,

zunächst einmal vielen Dank für diese Frage. Kleiner Fakt am Rande: Ich habe mir erst letzte Woche einen großen Fahrradanhänger gekauft um vom Auto los zu kommen. Schon jetzt bin ich fast nur noch mit dem Fahrrad in Spandau unterwegs und finde auch deshalb, dass man die Frage "wo genau sehen sie hier bedarf, etwas für den rad- und fußverkehr zu tun" eher umdrehen müsste. Viel schneller wäre nämlich die Frage beantwortet "wo sehe ich keinen bedarf", denn diese Liste wäre leider deutlich kürzer. 

Um mich allerdings nicht vor einer konkreten Antwort der Frage zu drücken, eine, meiner Meinung nach gute Einschätzung der Situtation findet sich hier: https://www.berlin.de/ba-spandau/politik-und-verwaltung/gremien/fahrrat/top-9-zusammenfassende-auswertung-fahrradfahren-in-spandau-stand-04-12-2019.pdf bzw hier noch einmal visualisiert: https://www.berlin.de/ba-spandau/politik-und-verwaltung/gremien/fahrrat/top-9-fahrradinfrastruktur-spandau_karte-umfrage.pdf

Auch möchte ich eine persönliche Anmerkung beifügen. Ich selber komme gebürtig aus einer Stadt, wo es der Standard war, dass man als Schüler*in mit dem Fahrrad zur Schule gefahren ist. In der Grundschule hat man seinen "Fahrrad-Führerschein" gemacht und auch später noch als Teenager oder dann als Student*in wurde Fahrrad gefahren. In Spandau sieht man deutlich wie viel Platz dem Auto eingeräumt wird und wie wenig für Fahrräder mitgedacht wird. Ich würde mir Fahrrad-Schnellverbindungen wünschen. Sicherere Radwege. Diese müssen allerdings auch breit genug sein und dürfen nicht von Wurzeln durchzogen sein wie bspw. am Brunsbüttler Damm, wo ich mich regelmäßig genau darüber ärgere. Auch Merkwürdigkeiten wie, dass der Radweg die Haltestelle kreuzt wie am Rathaus Spandau ist etwas, dass ich erst in Spandau kennen lernen durfte. Es gibt einfach so viel zu tun. Dabei braucht es nicht einmal große neue Ideen, denn die sind schon längst da.

Kommen wir also zum nächsten Punkt "Das Thema liegt in Berlin bei den Grünen" und "echte Verbesserung sehe ich nicht kommen". Hier muss man differenzieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass, würde man in Berlin Mitte oder Kreuzberg fragen, die Situation eine andere wäre. Hier hat sich sehr viel getan. In Spandau muss ich ihnen allerdings recht geben. Hier ist zu wenig bis gar nichts passiert. Woran liegt das? Nun, zum einen ist Spandau zu wenig im Abgeordnetenhaus vertreten. Ich will hier gar nicht bestreiten, dass hätte mehr passieren können. Ein ganz großes Problem ist allerdings, dass ein großer Teil hiervon auf Bezirksebene verortet ist. Zum einen was die Zuständigkeit angeht, zum anderen aber auch: Das was beim Land und nicht beim Bezirk liegt muss trotzdem durch den Baulastenträger angeordnet werden. In Spandau sind außerdem die entspechenden Planstellen aus verschiedenen Gründen nicht besetzt. Da haben wir als Grüne mit aktuell gerade einmal 4 Mitgliedern in der Bezirksverordnetenversammlung leider nur sehr begrenzt Einfluss. Bevor man sich jetzt jedoch im "klein-klein" verliert oder Schuldzuweisungen: Ich lieber jemand der Lösungsorientiert denkt. 

Glaube ich, dass sich die Situation mit einen starken Ergebnis für Grün verbessert? Absolut! Davon bin ich fest überzeugt. Ich selber werde mich dafür einsetzen. Entweder im Abgeordnetenhaus oder im Bezirk. Auch wenn das jetzt wie ein Wahl-Slogan klingt, so glaube ich persönlich daran, dass ein starkes Grünes Abschneiden auf allen 3 Ebenen (Bund, Land, Bezirk) hier Abhilfe schafft. Dieses Jahr es sogar so aus, als würden wir in Spandau auch einen Stadtrat stellen können! Es besteht also Hoffnung. Sollten noch weitere Fragen dazu offen sein oder ich ihre Frage nicht zufriedenstellend beantwortet haben, so fragen sie gerne noch einmal nach.

Mit freundlichen Grüßen,

Maurice Lange