Frage an Matthias Zimmer von Tobias K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Dr. Zimmer,
meine Frage bezieht sich auf die Vergabe von Professorentitel durch Politiker. In den CDU-geführten Bundesländern Baden-Wü. und Niedersachen dürfen Ministerpräsidenten an geeignete Persönlichkeiten Professorentitel vergeben. Herr Teufel hat so z.B. Herrn Bernhard Vogel zum Professor gemacht, obwohl Herr Vogel nicht habilitiert ist. Halten Sie das für angemessen ? Was ist der Sinn der Vergabe von Professorentiteln, die nicht mit Lehre und Forschung an einer Universität verbunden sind ?
Meinen Sie, dass diese Möglichkeit ein wichtiges Instrument der Wirtschaftsförderung und des Standortwettbewerbs um Unternehmen mit eitlen Vorständen ist ?
MfG,
Tobias Klein
Sehr geehrter Herr Klein,
Bernhard Vogel hat in Baden-Württemberg eine so genannte Ehrenprofessur erhalten, die ähnlich begründet wird wie ein Dr. h.c. Das ist eine Ehrung, die zunächst mit wissenschaftlichen Verdiensten nichts zu tun hat, sondern wegen besonderer Verdienste in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verliehen werden kann. In dieser Form gibt es den Professor h.c. nur in fünf Bundesländern. Eine Lehrverpflichtung geht damit nicht einher.
Davon zu unterscheiden ist die Vergabe von Honorarprofessuren. Diese obliegt der Hochschule. In den jeweiligen Landeshochschulgesetzen ist auch die Voraussetzung für die Vergabe einer Honorarprofessur geregelt. Eine Habilitation ist nicht Voraussetzung. Die Honorarprofessur hat auch weniger mit Lehre und Forschung an der Universität zu tun (anders als eine reguläre oder eine apl-Professur), sondern dient eher der Verknüpfung der Universität mit dem gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umfeld -- und auch die Übernahme einer Lehrverpflichtung schließt sich zumeist an eine Honorarprofessur an.
Nicht nachvollziehen kann ich ihre abschließende Frage, ob dies ein geeigenetes Instrument des Standortwettbewerbs mit "eitlen" Vorständen ist. Mir ist nur ein einiziger "Vorstand" bekannt, der eine Professur h.c. erhalten hat. Im Sinne einer Verzahnung von Theorie und Praxis halte ich die Vergabe von Honorarprofessuren auch an Manager oder Vorstände keinesfalls für abwegig; ich denke, davon können sowohl die so geehrten Professoren als auch ihre Studentinnen und Studenten durchaus profitieren.
Mit freundlichen Grüßen
PD Dr. Matthias Zimmer