Frage an Matthias Miersch von Wolfgang R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Miersch!
In der Sendung Monitor vom 10.7. http://www.wdr.de/tv/monitor/ wird über den dramatisch und auch sträflich hohen Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung berichtet. Dass diese Wirkstoffe zur Bildung von resistenten Keimen führen und beim Fleischverzehr auch die Menschen gefährdet ist ja lange bekannt und aktuelle Studien belegen: Die Gefahren für den Menschen sind deutlich größer als bisher bekannt. Selbst wenn die Deutschen Bürger den Fleischkonsum drastisch reduzieren würden, wird das Problem nicht gelöst, weil die Deutsche Fleischindustrie, unterstützt von der Bundesregierung, Exportweltmeister werden will.
Eine neue Erkenntnis ist, dass auch Vegetarier den Antibiotikaauswirkungen ausgesetzt sind, weil mit den enormen Güllemengen über die Antibiotika Krankheitserreger in den Böden gefördert werden, welche sich in den Wurzeln von Gemüse akkumulieren und beim Verzehr dann Infektionen auslösen können.
Sehen Sie einen Handlungsbedarf der Politik um die Bevölkerung zu schützen?
Eine Möglichkeit wäre eine artgerechte Tierhaltung, denn dort ist der Antibiotikaeinsatz sehr gering. Mit einem entsprechenden Gesetz würde die Politik endlich dem Tierschutz im GG Rechnung tragen.
Mit freundlichem Gruß,
Wolfgang Richter
Sehr geehrter Herr Richter,
vielen Dank für Ihre Frage zur artgerechten Tierhaltung.
Seit vielen Jahren setze ich mich auf den unterschiedlichsten Ebenen für eine bäuerliche Landwirtschaft ein. Die Diskussion über unsere Nahrungsmittel und hier auch der Verzehr von Fleisch ist für mich eine Herzensangelegenheit. Bei einer Vielzahl von Veranstaltungen, so zum Beispiel gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und bei einigen Demos unter dem Motto "Wir haben es satt" habe ich immer wieder versucht auf das Ziel des Erhalts und der Stärkung einer bäuerlichen ökologischen Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Eine qualitätsorientierte Lebensmittelerzeugung, eine artgerechte Tierhaltung, eine regionale Erzeugung, der Verzicht auf Risikotechnologien, Stopp der Monopolisierung der Lebensmittelmärkte durch geistige Eigentumsrechte und ein fairer Handel mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern haben für mich eine hohe Bedeutung.
Einhergehend mit ihrer berechtigten Kritik am Einsatz von Antibiotika und damit verbunden einer keinesfalls artgerechten Tierhaltung muss es künftig gelingen, die Tierhaltung in Deutschland und in Europa wieder aus der Industrie auf die Bauernhöfe zu holen, sie auf klima- und tiergerechte Verfahren umzustellen und damit die auch von Ihnen angesprochene Überproduktion abzubauen. Auf diese Weise könnte eine Gesundheitsgefährdung für Mensch und Tier reduziert werden.
Wir dürfen jedoch bei aller Kritik am aktuellen Zustand nicht außer Acht lassen, dass es eine enorme Nachfrage nach billigem Fleisch innerhalb unserer Gesellschaft gibt. Dies wird sich beispielsweise auch durch Verbote kaum ändern lassen. Vielmehr müssen wir uns hier auf einen langen Weg der Sensibilisierung der Verbraucherinnen und Verbraucher machen. Politische Weichenstellungen werden allerdings gesellschaftlichen Entwicklungen vorweggehen müssen.
Verbraucherschutz und damit einhergehend eine artgerechte Tierhaltung müssen noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Entsprechende Passagen finden sich im Koalitionsvertrag, welche nun mit „Leben“ gefüllt werden müssen.
Sehr geehrter Herr Richter,
wie sie sehen, sehe auch ich in dem von Ihnen angesprochenen Themenfeld Handlungsbedarf. Seien Sie versichert, dass ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen der SPD-Bundestagsfraktion - aus der Arbeitsgruppe Landwirtschaft - versuchen werde auch in Ihrem Sinne tätig zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Matthias Miersch, MdB