Frage an Matthias Ilgen von Johann N. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Ilgen,
mich würde interessieren, was Sie zur Zeit am meisten in der Politik stört.
Außerdem würde ich gerne wissen, wie Sie zur AfD stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Johann Nürnberg
Sehr geehrter Herr Nürnberg,
zunächst vielen Dank für Ihre spannende Frage.
Was den ersten Teil Ihrer Anfrage betrifft, so stört mich in den letzten Jahren am meisten die Art und Weise, wie Politik heut zu Tage in den Medien und von den Medien kommuniziert wird.
Eine sachbezogene, unaufgeregte Art der Berichterstattung über das, was in der Politik passiert und weshalb und wie, wäre eine gute Basis für weniger Politikverdruss in Deutschland. Stattdessen begegnet man marginalen Stories, die in den Medien aufgebauscht und mit viel Hysterie garniert werden. Man denke an das Schmähgedicht von Herrn Böhmermann, aus dem, medialem Aufbauschen sei Dank, schon so etwas wie eine Staatsaffäre wurde.
Den zweiten Teil Ihrer Frage kann ich sowohl auf kurze, als auch auf lange Weise beantworten.
Die Kurze Variante wäre: Nichts!
Die lange Variante: Ich halte nichts von Möchtegernpolitikern, die die Unsicherheit, Uninformiertheit und Angst von Menschen ausnutzen indem Sie durch bewusst gestreute Unwahrheiten, Gerüchte, rücksichtlosen Populismus und dümmliche Stammtischparolen Stimmung gegen Migranten und andere gesellschaftliche Gruppen machen, nur um sich so zur Macht zu verhelfen. Das sind Zustände, die wir in diesem Land seit gut sieben Jahrzehnten nicht mehr hatten. Wir sollten es besser wissen. Sicherlich steckt darin auch Kritik an der Art und Weise, wie Politik von uns Politikern erklärt wird. Auch hier ist die Rolle der Medien sehr wichtig.
Begünstigt wird das Aufkommen des Phänomens AfD zudem auch durch den Linksruck, den die CDU/CSU unter Kanzlerin Merkel vollzogen hat.
Das Zitat unserer Kanzlerin spricht dabei für sich, drückt es doch die Beliebigkeit aus, mit der bei der Union mittlerweile Position bezogen wird.
„Mal bin ich liberal, mal bin ich konservativ, mal bin ich christlich-sozial – und das macht die CDU aus."
Viele Wähler, die aus dem konservativen Lager rechts von der Mitte verortet sind, haben dadurch keine politische Heimat mehr und suchen Ihr Heil dann bei einer rechtspopulistischen Partei, wie der AfD.
Dagegen an zu arbeiten wird in den kommenden Monaten eine Aufgabe aller Parteien sein, die die Grundwerte dieses Landes vertreten.