Frage an Matthias Ilgen von Christopher H. bezüglich Frauen
Sehr geehrter Herr Ilgen,
im wesentlichen Stimme ich mit Ihren und den Aussagen/Sichtweisen Ihrer Partei überein. Jedoch kann ich die Argumentation der SDP in einem Punkt nicht nachvollziehen und aus diesem Grund nicht mit voller Überzeugung meine Stimme der SDP geben.
Thema: Frauenquote
Die SPD erachtet es als sinnvoll für Aufsichtsräte und Vorstände von Unternehmen eine gesetzliche Frauenquote einzuführen. Um diese Quote zu erfüllen müssen langfristig auch zwingend Positionen im mittleren Management mit Frauen besetzt werden um eine ausreichende Basis/Auswahl für die Vorstände/Aufsichtsräte zu schaffen. Ich persönlich sehe die Einführung dieser Quote deswegen aus folgenden zwei Gründen sehr kritisch.
1. Die Tatsache das eine gewisse Menge an Frauen eingestellt werden muss, führt in Konsequenz dazu das nicht der/die beste Bewerber für eine Position eingestellt wird. In einer Gesellschaft die zugleich auf der Gleichberechtigung von Frau und Mann sowie der individuellen Leistung beruht, ist es nicht akzeptabel einen schlechteren Bewerber einstellen zu müssen um eine Quote zu erfüllen. Dies führt zu einer Benachteiligung des Männlichen Geschlechtes und somit ist eine Gleichberechtigung nicht gewährleistet.
2. Kommt es dem weiblichen Geschlecht gegenüber nicht einer Diskriminierung gleich eine Quote für "Frauen" einzuführen. Dies impliziert förmlich das Frauen nicht das Selbe zu leisten vermögen wie ihr männliches Pendant und deswegen "Hilfestellung" in Form einer Quote benötigen.
Wie argumentieren Sie persönlich im Bezug auf diese Problemstellung?
MFG
Christopher Heldt
Sehr geehrter Herr Heldt,
zunächst einmal vielen Dank für Ihre Frage.
Leider war es mir aus technischen bislang nicht möglich Ihnen auf Ihre Frage zu antworten, da diese erst vor kurzem an mich weitergeleitet wurde.
Nichts desto trotz beantworte ich Ihre Frage sehr gerne.
Lassen Sie mich zunächst auf Punkt 1 eingehen: In ihrem ersten Satz wird deutlich, dass Sie der Ansicht sind, eine Stelle mit einer Frau zu besetzen sei gleichbedeutend damit, diese Stelle nicht mit der bestqualifiziertesten Person zu besetzen.
Das sehe ich anders.
Häufig ist ja leider gerade das Gegenteil der Fall: Eine Stelle, auf deren Profil eine weibliche Bewerberin auf Grund ihrer Qualifikationen eigentlich am besten passen würde, wird dennoch mit einem Mann besetzt, weil – ja weil? Er ein Mann ist, von dem man meint er passe besser in das ohnehin bereits männlich dominierte soziale Gefüge. Es ist doch so: Oftmals werden Frauen von vorne herein gar nicht in Betracht gezogen, wenn es darum geht offene Stellen zu besetzen. Sicherlich gibt es eine solche Form von Diskriminierung in diversen Berufszweigen auch anders herum, jedoch entspricht der Anteil an Frauen in gehobenen und Führungspositionen nun einmal bei weitem nicht dem Frauenanteil in der Gesellschaft. Dieses Missverhältnis zu beseitigen sollte uns als Gesellschaft insgesamt am Herzen liegen. Dass dies nicht von heute auf morgen geht ist klar. Da sind wir uns, denke ich, alle einig.
Was ihren zweiten Punkt betrifft, nur so viel: Die Implikation ist meiner Meinung nach nicht, dass eine Frau weniger zu leisten vermag, sondern dass man in einer Männerdomäne als Frau oftmals schlicht keinen Zugang findet. Dass es jedoch durchaus andere Lesarten und Sichtweisen gibt, das möchte ich gar nicht groß verhehlen.
Ich will ganz ehrlich sein: Ob die Frauenquote das probate Mittel ist um einen Schritt in die richtige Richtung zu tun, das wird letztlich nur die Praxis selbst zeigen können. Aber den Versuch sollte es uns allemal wert sein – denn wer gar nichts tut, der hat von vorne herein keine Möglichkeit etwas zu verändern.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Ilgen