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Frage von Franz R. •

Frage an Matthias Bartke von Franz R. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Bartke,

vor Weihnachten hat der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Staatssekretär Ferlemann, in Hamburg für Schlagzeilen gesorgt mit dem Vorschlag, den S-Bahn-Verkehr am Hauptbahnhof ganz unter die Erde zu verlegen und so einen Bahnsteig mehr für Regional- und Fernverkehr freizubekommen.

https://www.welt.de/regionales/hamburg/article204363058/Hamburger-Hauptb...

Ein neuer S-Bahn-Tunnel bis nach Altona würde auch auf der Verbindungsbahn zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Altona zusätzliche Gleise für mehr Regional- und Fernverkehr freimachen. Dieser Verkehr könnte dann auf vier statt wie bisher zwei Gleisen abgewickelt werden. Mit zwei Gleisen mehr würde es auch möglich, den geplanten „Deutschlandtakt“ (=Halbstundentakt) in Hamburg zu realisieren.

Nicht angesprochen wurden von Herrn Ferlemann in diesem Zusammenhang die Pläne der Deutschen Bahn zur Verlegung des Bahnhofs Altona an die heutige S-Bahnstation Diebsteich. An dem neuen Bahnhof sollen wie heute am Bahnhof Altona auch künftig viele Züge ein- und ausgesetzt werden bzw. wenden und deshalb sind dort oft längere Verweilzeiten der Züge am Gleis zu erwarten als im Hauptbahnhof oder im Dammtor-Bahnhof.

Die Bürgerinitiative Prellbock, die gegen die Verlegung des Bahnhofs Altona kämpft, meint vor diesem Hintergrund, der neue Bahnhof sei zu klein geplant. In einer Präsentation vom 18. Dezember 2019 behauptet die Bürgerinitiative unter anderem, der geplante Fern- und Regionalbahnhof am Diebsteich sei für den Deutschland-Takt nicht ausgelegt (siehe die Seiten 6/7 der Präsentation):

http://prellbock-altona.de/wp-content/uploads/2019/12/18.12.2019_Prellbo...

Haben Sie Erkenntnisse, ob die Behauptung der Bürgerinitiative zutrifft?
Sollte die Verlegung des Bahnhofs Altona auch dann erfolgen, wenn der Halbstunden-Deutschlandtakt am Diebsteich tatsächlich nicht möglich wäre?

Danke im Voraus für Ihre Antwort, beste Wünsche für 2020 und freundliche Grüße!

F. R.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Resser,

vielen Dank für Ihre Frage bezüglich des Ausbaus des Schienenverkehrs und zur Verlagerung des Altonaer Fernbahnhofes an den Diebsteich.

Den von der Deutschen Bahn anvisierten „Deutschland-Takt“ der Bahn begrüße ich außerordentlich, denn ich bin überzeugter Bahnfahrer. Nicht nur, weil ich selber ständig zwischen Hamburg und Berlin hin- und herpendeln muss, sondern vor allem, weil die Verlagerung des Nah- und Fernverkehrs von der Straße auf die Schiene ein wesentlicher Bestandteil der Maßnahmen für den Klimaschutz ist.

Dennoch gebe ich Ihnen Recht, dass eine 30-Minuten-Taktung auf den großen Fernverkehrsrouten aus der heutigen Sicht durchaus ambitioniert klingt. Bund und Deutsche Bahn investieren bereits jetzt und in den kommenden zehn Jahren die Rekordsumme von etwa 86 Milliarden Euro in Unterhalt und Ausbau der Schieneninfrastruktur. Noch einmal 8,8 Mrd. Euro schießt der Bund den Ländern jährlich zum Ausbau des ÖPNV zu. Diese Mittel heben wir jährlich an, so dass dieser Betrag bis zum Jahr 2031 noch einmal um weitere 5,2 Mrd. Euro steigt.

Zur konkreten Situation in Hamburg eines vorweg: Ich begrüße die Verlegung des Altonaer Fernbahnhofs zum Diebsteich. Mir ist natürlich klar, dass die Verlagerung für einige Wenige Veränderungen und Umstellungen mit sich bringen wird. Für Altona und die ganze Stadt überwiegen jedoch die Vorteile deutlich. So ermöglicht die Verlagerung den dringend benötigten zweiten Bauabschnitt der Mitte Altona, und es werden weitere einwohnerreiche Stadtteile in den Einzugsbereich des neuen Bahnhofs einbezogen.

Zudem trägt die Maßnahme nicht nur unmittelbar zur Entlastung des Hamburger Hauptbahnhofs, der mit über einer halben Millionen Fahrgastbewegungen der meistfrequentierte Bahnhof Deutschlands ist, bei. Die Errichtung eines Durchgangsbahnhofs für Altona ist überhaupt die Voraussetzung für die Umsetzung des Deutschland-Taktes von Fernverkehrsrouten, die durch Hamburg hindurch in die nördlichen Regionen führen.

In Zuge dessen begrüße ich auch die Überlegungen eines neuen, zweiten „City-Tunnels“ entlang der Ost-West-Verbindung über den Dammtor-Bahnhof nach Altona-Nord. Hierdurch würden nicht nur die S-Bahn-Gleise unter die Erde verlegt. Es könnte auch eine weitere sinnvolle ÖPNV-Anbindung des neuen Fernbahnhofs am Diebsteich hergestellt werden. Die Verbindungsbahn würde hingegen zusätzliche Kapazitäten für den Fernverkehr aufnehmen können.

Insofern freut es mich besonders, dass die Pläne für den neuen S-Bahn-Tunnel weiter Gestalt annehmen und ihre ernsthafte Prüfung auch im Rahmen der Einigung zwischen Finanzsenator Dressel, Deutscher Bahn und dem Verkehrsclub Deutschland vereinbart wurde.

In Hinblick auf zunehmende Fahrgastzahlen und zusätzliche Kapazitäten wird der Bahnhof am Diebsteich demnach konsequent „aufwärtskompatibel“ geplant. Mit der erzielten Vereinbarung wird es möglich sein, in Zukunft wesentlich größere Kapazitäten zu realisieren, als dies bislang der Fall ist. Dazu prüfen Stadt und Bahn die perspektivische Erweiterung des Bahnhofs auf insgesamt acht Fernverkehrs-Bahnsteige sowie vier (unterirdisch angelegte) S-Bahn-Gleise. Damit wird der neue Bahnhof nicht nur zu einem wichtigen Faktor im Konzept des Deutschland-Taktes in Richtung Nordeuropa, sondern auch zu einem zentralen Anker des Hamburg-Taktes im Westen der Stadt.

Stadt und Bahn sind mit der Vereinbarung den Kritikern des Projekts noch einmal deutlich entgegengekommen. Im Gegenzug haben diese ihre Klage gegen die Verlagerung zurückgezogen. Ich finde, das ist ein gutes Ergebnis für Altona, für die ganze Stadt und für den europäischen Fernverkehr.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Bartke