Frage an Matthias Bartke von Norbert R. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Dr. Bartke,
wie heute zu lesen ist, warnt der Leiter des Münchner IFO-Instituts, Prof. Sinn, vor einem Zusammenbruch der Rentenkasse durch die Überalterung der Gesellschaft und rät dazu, sich selbst aktiv um die Alterssicherung zu kümmern.
Wie soll das aber funktionieren, wenn man sich das aktuelle Umfeld anguckt?
Um sich neben der Rentenanwartschaft einen zusätzlichen Kapitalstock für die Rente überhaupt aufzubauen, ist der Zinseszinseffekt entscheidend. Der Leitzins beträgt aktuell 0,05% und Besserung ist laut EZB auf absehbarer Zeit nicht in Sicht. 10jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit nur noch 0,59% bei einer Inflationsrate von 0,6%. Dazu kommen für den Sparer noch zusätzliche Belastungen, wie Bankgebühren und Transaktionskosten sowie 25% Abgeltungssteuer und Solizuschlag auf Kapitalerträge, die das private Vorsorgen vollends unrentabel macht.
Daher meine Frage:
Wäre es nicht zur Vermeidung von Altersarmut und zur Stärkung der privaten Vorsorge sinnvoll, den Sparerfreibetrag von aktuell 801,-- EUR signifikant auf mindestens 100.000,-- EUR zu erhöhen?
Da die Kassenlage für den Bund derzeit ausgesprochen günstig ist und die aktuelle Steuerschätzung von Mehreinnahmen für den Bundeshaushalt von bis zu 120 Mrd. EUR bis 2019 bei einer steigenden Steuerquote ausgeht, sollte eine Gegenfinanzierung problemlos möglich sein.
Mit freundlichen Grüßen
Rother
Sehr geehrter Herr Rother,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema der privaten Altersvorsorge. Sie äußern darin Bedenken bezüglich der Stabilität der Rentenkasse und schlagen eine signifikante Erhöhung des Sparer-Pauschbetrags vor. Nachfolgend möchte ich dazu gerne Stellung nehmen.
Es ist richtig, dass die derzeitige Situation für Kleinanleger nicht günstig ist. Sie schlagen daher eine Erhöhung des Sparer-Pauschbetrags auf mindestens 100.000 Euro vor. Grundsätzlich halte ich diesen Vorschlag durchaus für eine Möglichkeit, die private Vorsorge zu stärken. Es bestünde dabei allerdings das Problem, dass über die dann deutlich höheren Kapitalerträge frei verfügt werden könnte - auch wenn sie nicht für die Altersvorsorge eingesetzt wird. Um eine tatsächliche Stärkung der privaten Altersvorsorge zu gewährleisten, müsste daher sichergestellt sein, dass die Rendite für die private Rente aufgewandt wird. Wenn dies der Fall ist, wäre die Erhöhung des Sparerpauschbetrags ein gangbarer Weg.
Das bestehende Umlagesystem wird, wie Sie richtig schreiben, durch den demographischen Wandel belastet. Daher sehen wir als SPD-Bundestagsfraktion zwei Ergänzungen zur gesetzlichen Altersvorsorge vor.
Zum einen unterstützen wir den Ausbau privater Altersvorsorge. So halten wir beispielsweise an der Förderung der Riester-Rente fest. Hierbei werden unterschiedliche Sparformen (beispielsweise Rente oder Bausparvertrag) verschiedenartig unterstützt. Die dabei gewährten Förderungen bestehen aus Zulagen und/oder Steuervergünstigungen. Mir erscheint dies nach wie vor der richtige Weg: Private Altersvorsorge wird staatlich gefördert. Zum anderen wollen wir künftig auch das Prinzip der betrieblichen Altersvorsorge stärken. Sie soll dazu weitestgehend verpflichtend gemacht werden.
Ich glaube, dass diese Ergänzungen zur gesetzlichen Rentenversicherung die Basis einer sinnvollen Rentenpolitik darstellen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Matthias Bartke