Mathias Bölckow
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von hanne h. •

Frage an Mathias Bölckow von hanne h. bezüglich Verkehr

Hallo Mathias Bölckow,

ich habe von einer schrecken sterilen Sanierung der verwunschenen Kapelle auf dem ehemaligen Friedhof an der S-Bahn Wilhelmsburg gehört.

Mir wurde berichtet, dass der Ort nun klinisch tot ist.

Verantwortlich dafür sind die Verantwortlichen der Internationalen Gartenschau (IGS), die Schau soll ja 2013 in Wilhelmsburg stattfinden. Einer Ihrer gewählten Ingenieure soll das n. m. A. verbrochen haben.
Die Kapelle hatte sich als Veranstaltungsort schon ziemlich etabliert und sie entspricht so nicht mehr den Bedürfnisse der "angestammten" NutzerInnen. die diese Nische innig geliebt haben.

Wenn dieses ein Indikator für die IGS sein soll, dann müssen sich die Wilhelmsburger warm anziehen und flott viele Erinnerungsfotos aus der demnächst "guten alten Zeit" schießen.

Polemik(?!) beiseite: ist diese Information richtig, dass die Sanierung eine Umplanung der IGS-Zuständigen gewesen ist ? Könnte das der prägende Geschmack und der Stil im Umgang mit Vegetation sein? Ist das mit Bürgerbeteiligung passiert?

Ein weiteres Thema: Ist es richtig, dass die IGS eine eingezäuntes Gelände sein wird, dass die gewohnten Wege für die WilhelmsburgerInnen versperrt?

Schönen Gruß Hanne Hollstegge

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Hallo Hanne Hollstegge,

ich habe mir aber die Renovierung bisher noch nicht von Innen ansehen können. Außen wurde die Kapelle vor allem sichtbarer gemacht durch Beleuchtung, Freischnitt und leider auch zwei Baumfällungen. Ich schlage vor, wir sehen uns den Zustand erst einmal an und urteilen dann selbst. Einen Termin können wir per E-Mail an politik@mathias-boelckow.de ausmachen. Bei aller Skepsis der Internationalen Gartenschau gegenüber muss doch erwähnt werden, dass die Kapelle durch den Kunst- und Kultursommer 2007 der Internationalen Bauausstellung (IBA) überhaupt erst breiter bekannt wurde. Beide Veranstaltungen, IBA und IGS, sollen nachhaltig die Lebenssituation auf den Elbinseln verbessern.

Grundsätzlich besteht natürlich die Gefahr, dass verwunschene Gebäude, verborgene Ecken und urige Brachflächen durch eine Veranstaltung wie die IBA und die IGS in abwaschbare Langeweile überführt werden. Schließlich ist es eine wesentliche Aufgabe von IBA und IGS, das teilweise völlig konzeptionslose Durcheinander von Wohnbebauung, Gewerbe, Industrie, Brach- und Grünflächen zu einer attraktiveren Situation zu verbinden. Wie dies geschehen soll, wird auf unterschiedlicher Ebene, so z.B. im Beteiligungsgremium und in den IBA-Laboren angesprochen. Es können aber auch eigene Vorschläge eingereicht werden. Die GAL konnte bisher nur über die bezirklichen Gremien Einfluss nehmen, was aber meines Wissens nicht die Details der Kapelle betrifft.

Leider sind die IBA und die IGS durch die politische Führung des Senates zunehmend auf die Wilhelmsburger Mitte, zwischen Kapelle und S-Bahnhof, reduziert worden, was um so mehr Druck bringt, dort wirklich alles zu gestalten. Eigentlich wären IBA und IGS das Werkzeug, um den "Sprung über die Elbe" mit einer Aufwertung der benachteiligten Stadtteile Wilhelmsburg, Veddel aber auch Rothenburgsort voran zu treiben.

Die Internationale Gartenschau ist noch zur Zeiten der rot-grünen Koalition durch die damals noch eigenständige und vom Grünen Senator Alexander Porschke geführten Umweltbehörde angestoßen worden und stand im Zusammenhang mit der Idee der damals auch Grünen Stadtentwicklungsbehörde unter Willfried Meier, die Grün- und Siedlungsachsen zwischen der Innenstadt nördlich der Elbe und Harburg südlich der Elbe über die Elbinseln zu verbinden.

Ich hoffe, dass es in den verbleibenden 5 Jahren bis zur Gartenschau und Bauausstellung mit einem neuen, rot-grünen Senat noch möglich sein wird, die wirklichen Probleme anzugehen: Aufwertung ohne wesentliche Mietsteigerung; Verbesserung des Lärmschutzes, insbesondere Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße; mindestens vergleichbares Bildungsangebot wie nördlich der Elbe; Verbesserung der Umweltsituation, insbesondere der Luftbelastung; Bessere Anbindung insbesondere an die nördliche Elbseite.

Dass der bisherige Senat wenig wirkliches Interesse an Wilhelmsburg hat, sieht man dran, dass vor allem Logistikflächen neu ausgewiesen werden und das geplante Kohlekraftwerk Moorburg uns hier noch weiter mit Dreck aus der Luft eindecken wird. Aber auch an Kleinigkeiten, wie dass vom Rad- und Fußweg über die Elbbrücken eine weitere Fahrspur für Autos abgezwackt werden soll, obwohl die verbleibende Breite zu gering und nicht erlaubt ist.

Da also bei allen wichtigen Themen, mit Ausnahme der Bildung vielleicht, die IBA außen vor gelassen wird, wurde vielleicht im kleinen verbleibenden Bereich zwischen Kapelle und S-Bahn Wilhelmsburg etwas zu gründlich aufgeräumt. Das ist aber nicht der IBA, sondern den politischen Vorgaben anzukreiden und diese lassen sich am 24.2. ändern.

Herzlichen Gruß nach St. Pauli,
Mathias Bölckow