Frage an Martina Stalleicken von Christa S.
Liebe Frau Stalleicken,
es ist immer noch so, dass Kindererziehung, Haushalt, Pflege kranker Familienangehöriger v.a. von uns Frauen kübernommen wird - auch wenn wir berufstätig sind. Wie wollen Sie dieser täglichen Zerreißprobe begegnen und die Frauen davon befreien?
herzliche Grüße
Christa Star
Liebe Frau Stark,
Ja - von wegen "Vereinbarkeit von Familie und Beruf": Es gibt mehr Kinderbetreuungseinrichtungen und mehr Frauen arbeiten, was ein großer Fortschritt ist. In der Realität bedeutet das für viele Frauen aber eine echte Zerreißprobe. Ich bin aktiv für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Mütter: Kostenlose qualifizierte Ganztagsbetreuung in Kindertageseinrichtungen und Schulen; Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich; Rente mit 55 für Frauen UND höhere Renten; wirtschaftliche, soziale und kulturelle Gleichstellung; früher gab es bezahlte Haushaltstage im öffentlichen Dienst. Auch wenn wir in Deutschland formale Gleichstellung per Gesetz haben - wir haben auch Kapitalismus. Und der beruht darauf, dass ein winziger Teil der Menschheit den großen Teil ausbeutet und unterdrückt. Dazu gehört: Er eignet sich die unentgeltliche Arbeit der Frauen an, beutet sie in der Erwerbsarbeit doppelt aus (sprich 1/4 weniger Lohn) und "bedankt" sich dafür mit Sexismus, ökonomischer Abhängigkeit, Altersarmut. Wir brauchen eine Gesellschaftsordnung ohne Ausbeutung der menschlichen Arbeit und ohne Kettung der Frau an die bürgerliche Familienordnung. Ich will insbesondere viele Frauen ermutigen, sich dafür zu engagieren.