Frage an Martin Häusling von Susanne G. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Letzte Woche haben Sie in einer Podiumsdiskussion gesagt, dass Sie nicht glauben, dass Menschen von gentechnisch verändertem Essen krank werden.
Warum sind Sie denn sonst dagegen?
Sehr geehrte Frau G.,
danke für Ihre Nachfrage. Wie Sie der Diskussion entnehmen konnten, stand meine Aussage in dem Kontext, dass im Fall gentechnisch veränderter Nahrungsmittel nicht die unmittelbare gesundheitliche Gefährdung der Verbraucherinnen und Verbraucher im Vordergrund steht, wie zum beispielsweise beim Verzehr mit Antibiotika belasteten Schweine- oder Geflügelfleisches.
In erster Linie sind es die verheerenden Folgen, die das System der Agrogentechnik für Landwirtschaft, Umwelt, Tier und Mensch mit sich bringt. So führt ihr systematischer Einsatz zu einem regelrechten Wettrüsten auf dem Acker, weil immer mehr und agressivere Gifte eingesetzt werden müssen, um zunehmend resistente Unkräuter überhaupt noch bekämpfen zu können. Wenn Sie mehr darüber lesen möchten, erlaube ich mir Sie hiermit auf meine Studien über Superunkräuter < http://www.martin-haeusling.eu/presse-medien/publikationen/790-vorankuendigung-superweeds-resistente-unkraeuter-bedrohen-die-ernte-2.html > oder auch "Cyberkrieg auf dem Acker < http://www.martin-haeusling.eu/presse-medien/publikationen/549-cyberkrieg-auf-dem-acker-was-blueht-uns-da.html > zu verweisen. In ihnen wird detailliert nachgewiesen, dass nicht nur das Versprechen eines geringeren Pestizid-Einsatzes durch GVO-Pflanzen nicht eingehalten wurde. Immer mehr Studien belegen den Verlust von Artenvielfalt und die Schädigung von Organismen, wie Bodenlebewesen, Schmetterlingen oder Bienen, mit weitreichenden Folgen für unser gesamtes Ökosystem.
Es liegt auf der Hand, dass auch wir Menschen von diesen Folgen betroffen sind. Viele Risiken sind zudem kaum erforscht, da es an unabhängiger Forschung mangelt. Sehr viele Menschen sind noch aus anderen Gründen direkt getroffen. Zum Beispiel als Landwirte, die mit dem GVO-Pflanzen-Anbau in wachsende Abhängigkeiten von Agro-Konzernen und oft auch Verschuldung geraten. Zudem ist belegt, dass Gentechnik den Hunger in der Welt mehrt statt mindert und durch eine ausgewogene kleinbäuerliche Landwirtschaft effektiver bekämpft werden kann.
Aber auch Sie und ich zahlen für die uneingelösten Heilsversprechen der Gentechnikindustrie, die erhebliche Folgekosten für die Gesellschaft verursachen. Für sie kommen nicht diejenigen auf, die davon profitieren, sondern diejenigen, die diese "Technik" mit großer Mehrheit ablehnen - die Steuerzahler.
Es gibt also viele gute Gründe, warum ich gentechnisch veränderte Nahrungsmittel ablehne - wie viele Millionen Menschen weltweit.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Häusling