Frage an Martin Grath von Andreas F.
Sehr geehrter Herr Grath,
nachdem meine Gasheizung Bj. `79 defekt ist, wurde ich durch den Installateur aufgeklärt, daß ich eine Gasbrennwertheizung und Solarerwärmung für Wasser benötige um auf 15% zu kommen.
Da ich in Bayern ebenfalls ein Haus bewohne, in dem bereits derlei Maßnahmen (inkl. Dämmung/Fenster) durchgeführt wurden ergeben sich mehrere Fragen. -beides Ef-Häuser_
Durch die Solarerwärmung spare ich jährlich ca. 50.- Euro (Einbaukosten ca. 6000.- Euro). Die Anlage wird mit einem extrem giftigen Frostschutzmittel gefahren. Rat des Installateurs: Mit Wasser betreiben und im Winter die Anlage heizen um Frostschäden zu vermeiden. Dies bedeutet im Winter 15-20 mal mehr Energie aufwenden, als im Sommer gespart wird. Wartungskosten nicht berücksichtigt.
Brennwertheizung: die von der Industrie angegebenen Einsparungen (Gas/CO2) stimmen genauso gut wie die VW-Angaben für Diesel-KfZ. Im Vergleich zu meiner alten Heizung tatsächliche Einsparung max. 30-50 Euro/Jahr.
Dämmung: Mit 20cm Styropor erreiche ich eine Einsparung von ca. 100.-Euro/Jahr Einbaukosten: 20.000.-Euro. Was mache ich in 25 Jahren mit dem Erdöl-Sondermüll ? Kostenbelastung der GKV wegen Schimmelbelastung ?
Mir scheint, daß Ihre Gesetze für die Umwelt absolut schädlich sind, es wird massenhaft Sondermüll an Hauswände geklebt, es werden Solaranlagen betrieben, die mehr Energie verbrauchen als sie bringen, sofern sie nicht mit toxischen Frostschutzmitteln betrieben werden.
Hat Ihre Partei freundschaftliche Beziehungen zur Heizungslobby, oder woraus resultiert dieser ökölogische und finanzielle Irrsinn ?
Sehr geehrter Herr F.,
Vielen Dank für Ihre Fragen. Aufgrund der Vielschichtigkeit verzögerte sich meine Antwort etwas. Ich bitte hierfür um Verständnis. Unten aufgeführt finden Sie meine Antworten und Anregungen.
Blau = Aussagen, Fragen von Herrn F.
grün= Antwort Martin Grath
Durch die Solarerwärmung für ein EFH spare ich jährlich ca. 50.- Euro (Einbaukosten ca. 6000.- Euro). Die Anlage wird mit einem extrem giftigen Frostschutzmittel gefahren. Rat des Installateurs: Mit Wasser betreiben und im Winter die Anlage heizen um Frostschäden zu vermeiden. Dies bedeutet im Winter 15-20 mal mehr Energie aufwenden, als im Sommer gespart wird. Wartungskosten nicht berücksichtigt.
Solarkollektoranlagen mit passendem Speicher, die auf den Verbrauch im Haus zugeschnitten sind, sparen - in Abhängigkeit von den örtlichen Bedingungen – in der Regel zwischen 30 und 50 % des vorhergegangenen Energieaufwands für die Wassererwärmung. Bei angenommenen Heizkosten von rund 2.000 € pro Jahr für ein nicht saniertes Wohnhaus, Baujahr 1960–1980, entspricht dies einem Einsparpotenzial von 600 bis 1.000 € pro Jahr. Je nach verwendetem Heizmedium ist als Klimaeffekt auch die realisierte CO2-Einsparung ein zu berücksichtigender Aspekt.
Als Frostschutzmittel wird heute fast ausschließlich Glykol verwendet. Diese süßlich schmeckende Flüssigkeit ist bei direktem Trinken für den Menschen giftig. Sie findet auch Verwendung als Zusatz für die Kühlsysteme oder bei Scheibenwaschanlagen von Kraftfahrzeugen.
Es ist eine organische Verbindung (verwandt mit Glyzerin), die in Kläranlagen biologisch abbaubar ist. In Solaranlagen wird zwischen 30 und 50% Glykol dem Wasser im geschlossenen Solarkreislauf zugesetzt, um Einfrieren zu verhindern.
Verantwortliche Heizungsbauer tauschen die Flüssigkeit in Solaranlagen etwa alle 6 Jahre samt dem Glykol darin aus und entsorgen es separat. Glykol altert, d.h. unter hoher Hitze verliert es seine frostschützende Eigenschaft nach einigen Jahren.
Es gibt am Markt auch Solaranlagen mit dem Wärmeträgermedium Wasser und Anschluss der Solarheizung an jeden bestehenden Heizkessel.
Weiterhin gibt es Anlagen mit Wasser als Wärmeträger, die in frostverdächtigen Nächten Wasser in einen Behälter z.B. im Keller entleeren. Es gibt sogar Anlagen, bei denen dies automatisch geschieht, nicht nur bei Frost, sondern auch bei zu hoher Hitze.
Brennwertheizung: die von der Industrie angegebenen Einsparungen (Gas/CO2) stimmen genauso gut wie die VW-Angaben für Diesel-KfZ. Im Vergleich zu meiner alten Heizung tatsächliche Einsparung max. 30-50 Euro/Jahr.
Da bei solchen Geräten auch die Restwärme aus den Abgasen (beim Normalkessel ca. 180°, beim Brennwertgerät ca. 40°) zur Erwärmung des Wassers nutzbar gemacht wird, kann man bei richtiger Anlagenplanung ca. 10% mehr Energie aus demselben Brennsoff nutzbar machen als mit konventionellen Kesseln. Das Einsparpotenzial variiert je nach Haushaltsgröße und Heizanlage.
Genau sagen kann man das nur durch vor-Ort-Messung an der konkreten Anlage. Mit einem Brennwertgerät wird damit bei gleichem Wärmebedarf max. 10% weniger Brennstoff gebraucht und entsprechend max. 10% weniger CO2 in die Luft geblasen. Wegen der niedrigeren Abgastemperaturen kondensiert der Wasserdampf im Abgas und wäscht dabei den größten Teil des Stickoxids und des Staubs im Abgas aus. Dieses leicht säuerliche Kondensat darf bei Erdgas-Brennwertgeräten in den öffentlichen Abwasserkanal entsorgt werden, weil es nur gering belastet ist. Bei Öl-Brennwertkesseln ist das Abgaskondensat mit mehr Giftstoffen (auch Schwefel, Quecksilber und Cadmium in Spuren) belastet, deswegen muss das Kondensat gesondert aufgefangen und entsorgt werden.
Dämmung: Mit 20cm Styropor erreiche ich eine Einsparung von ca. 100.-Euro/Jahr Einbaukosten: 20.000.-Euro. Was mache ich in 25 Jahren mit dem Erdöl-Sondermüll ? Kostenbelastung der GKV wegen Schimmelbelastung ?
Hier stellt sich mir die Frage, ob Sie Wände, Dach, Keller, Zwischendecken gedämmt haben? Sind zudem Fenster und Türen erneuert, so dass die Wärme nicht nach draußen abgegeben wird? Wurde Ihr Haus auf Luftdichtheit geprüft? Haben Sie einen Blower Door Test durchgeführt?
Schimmel entsteht immer dort, wo sich kalte Stellen bilden und Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensieren kann. Kältestellen deuten auf nicht luftdichte Stellen hin. Ein gut gedämmtes Haus muss man häufiger und richtig stoßlüften, um die Feuchtigkeit der Raumluft zu verringern. Hierauf wird von den Fachbetrieben und Beratern hingewiesen.
Styropor, wenn es nicht total verschmutzt ist, ist stofflich recyclebar. Verschmutztes Styropor wird in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Es enthält Kohlenstoff- und Wasserstoffmoleküle, kein Chlor, keinen Schwefel. Es verbrennt in modernen Müllöfen bei hohen Temperaturen. Bei privater Verbrennung im Hinterhof brennt es nicht richtig, sondern schwelt und gibt giftigen Qualm ab. Das ist streng verboten.
Zu Styropor gibt es auch alternative Wärmedämmverfahren.
Mir scheint, daß die Gesetze für die Umwelt absolut schädlich sind, es wird massenhaft Sondermüll an Hauswände geklebt, es werden Solaranlagen betrieben, die mehr Energie verbrauchen als sie bringen, sofern sie nicht mit toxischen Frostschutzmitteln betrieben werden.
woraus resultiert dieser ökölogische und finanzielle Irrsinn ?
Ich hoffe, Ihnen mit meinen Informationen Anregungen für eine ökologisch, nachhaltige Haussanierung gegeben zu haben.
Bitte bedenken Sie, dass ich kein Heizungsinstallateur oder Energieberater bin. Ich empfehle Ihnen, sich bei Fachbetrieben und Energieberatern/-agenturen weitere Informationen einzuholen, wenn Sie Ihre nächste Haussanierung angehen.
Für einen weiteren Austausch stehe ich gerne zur Verfügung.
Beste Grüße
Ihr Martin Grath