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Martin Delius
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Frage von randy s. •

Frage an Martin Delius von randy s. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Delius,

das Internet ist längst zu einer ökonomischen Spielwiese für Datenkraken wie Google, facebook und Co. geworden. Diese schnappen sich die Daten von Millionen Nutzern, um daraus Profit zu schlagen. Andererseits bekommen Fotografen nur noch ein paar schlappe Cent bei Bildagenturen und Redakteure für Texte nur noch ein paar müde Euro, was nicht zum Leben ausreicht.

Die Jobangebote bzw. Honorare im Online-Bereich sind fast schon Lohndumping. Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma?

Für viele Medienschaffende geht es ja um Kunst und um das Publizieren - wie kann Ihrer Meinung nach die Vielfalt des Internets gewährleistet werden und gleichzeitig die Existenzgrundlage für Kreative im Netz gesichert werden?

gruß randy scholz

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Antwort von
PIRATEN

Lieber Herr Scholz

Sie haben Recht. Im Internet hat sich eine Vielzahl an Geschäftsmodellen etabliert, die zu recht auch regelmäßig kritisch hinterfragt werden. Sie haben zwei völlig unterschiedliche Geschäftsmodelle angesprochen.

Die immer alltäglichere Praxis für kostenlose Online-Services die eigenen Daten zu einer Ware zu machen, kritisiere ich. Um hier in Umdenken zu ermöglichen brauchen wir vor allem eine ethische Auseinandersetzung der Firmen mit ihrem eigenen Geschäftsgebaren. Alternative erfolgreiche Art und Weisen im Internet Geld zu verdienen gibt es längst.

Für Kreativschaffende, die sich auf das Internet als Medium ihrer Selbstvermarktung und Produktvermarktung einlassen finden sich heute schon erfolgreiche und einträgliche Modelle. Wir haben aber noch große Probleme im Bereich der Verwertung von Werken durch Verwertungsgesellschaften oder Agenturen. Starre Abrechnungsmodelle passen nicht mehr zu der neuen, durch Rezeption und Reproduktion geprägten, Verwertungslogig im Internet.

Das Internet ist schon jetzt die beste Möglichkeit um Reichweite zu bekommen. Publikationen im Internet sind nahezu kostenlos und stark rezeptiv. Für Künstlerinnen und Künstler, denen es nur um Kunst und Publikation geht, ist es durch das Internet denkbar einfach geworden. Diejenigen die von ihrer Kunst leben müssen und wollen, können sich in Zukunft nicht mehr auf klassische Verwertungsmodelle stützen. Wirtschaftliche Alternativen, kreative Verwertungsmodelle mit dem Internet, müssen gefunden werden.

Die Politische Forderung hinter dieser Entwicklung muss heißen: Urheber und Konsumenten stärken. Das Recht am eigenen Werk ist für Urheber stark eingeschränkt bis nicht mehr existent, sollten sie sich unter Vertrag eines Verwerters begeben. Das kann in Zeiten in denen sich Medium, Reichweite und Vergütungsmodell ständig ändern können nicht mehr der Standard sein. Urheber müssen deshalb das Recht bekommen im Zweifel die Modalitäten der Verwertung neu zu verhandeln. Konsumenten müssen entkriminalisiert werden damit nicht eine noch stärkere Entfremdung zwischen ihnen und den Urhebern entsteht. Alle diesbezüglichen Studien zeigen deutlich, dass der Teil "illegal", d.h. nicht nach dem vom Verwerter entschiedenen Modell, erworbenen Werke den Verkauf und die Verwertung im "legalen" Bereich stärkt und die zusätzlichen Gewinne sogar die potentiellen Verlust ausgleichen. Das gilt freilich nur wenn die kommerziell angebotenen Werke maximal leicht für den Endkunden erreichbar sind. Das kann zum Beispiel über online-Plattformen auch für Fotographen und deren Abnehmer gelten.

Das Thema ist zu groß, zu ausufernd um wirklich an dieser Stelle eine Antwort zu finden aber ich habe versucht meine Gedanken in Worte zu fassen. Gestützt werden meine Aussagen durch das Wahlprogramm der Piratenpartei.

viele Grüße

Martin Delius