Frage an Martin Conrad von Anke E. bezüglich Verkehr
Moin Herr Conrad,
Ich genieße nahezu täglich die öffentlichen Verkehrsmittel in Hamburg. Ich bin über die Linie U2 super an die Stadt angebunden. Gelegentlich möchte ich aber mal Richtung Langenhorn. Diese Strecke erledige ich mit dem Auto, da es mir mit dem Bus zu aufwendig ist. Poppenbüttel ist in meinem Stadtplan quasi nicht enthalten, geschweige denn Stadtteile, die noch weiter im Osten liegen. Gehe ich Richtung SüdWesten, sieht es ebenso aus. Lurup, Rissen, Blankenese, Altona sind fast eine halbe Tagesreise entfernt.
Schaue ich mir das Netz der fest installierten Öffis an, auch das der geplanten U5, so stelle ich fest, dass der gesamte Verkehr und damit sämtliche Nutzer durch das Nadelöhr Hauptbahnhof und Zentrum müssen.
Ich bin auf der Suche nach einer neuen beruflichen Aufgabe und fühle mich sehr eingeschränkt bezüglich der Stadtteile. Ich bin familiär eingebunden und kann mir Fahrstrecken von > 60 min nicht leisten.
Lange Rede kurzer Sinn,
Bestimmt nicht nur ich würden es großartig finden, wenn eine kostengünstige fest installierte Möglichkeit geschaffen würde, die die nördliche Peripherie miteinander verbindet. Dieses ewig durchs Zentrum gegurke frisst unendlich viel Zeit.
Eine Stadtbahn würde in diesem Fall eine großartige Lösung darstellen. Wer der Betreiber dieser Bahn sein wird? Es finden sich sicherlich Lösungen. Andere Städte, die viel kleiner sind als Hamburg, können das auch und zwar erfolgreich.
Mit freundlichem Gruß
Eine kleine unbedeutende Bürgerin Ihres Wahlkreises.
Anke E.
Sehr geehrte Frau E.,
interessante Fragen, die Sie da aufwerfen.
Aus meiner Sicht betreffen sie zwei Aspekte.
Einerseits: „Querverkehre“, so nenne ich es mal, Ihre Überlegungen, „die nördliche Peripherie miteinander zu verbinden“, ohne jedes Mal über den Hauptbahnhof und das Zentrum zu fahren. Das ist gut und sinnvoll, und von diesen Querverkehren gibt es ja auch schon Einiges. Ich wohne in Lokstedt und habe z.B. hin und wieder in Altona zu tun. Dann fahre ich mit dem 5er Bus bis Gärtnerstraße und nehme von da den 20er oder 25er. Das funktioniert gut.
Auf dem Bus-Fahrplan des HVV sehe ich unter anderem die Linie 23, die sich von Niendorf Markt nach Osten und dann weiter runter bis Billstedt zieht. Und ganz in Norden des Stadtgebiets die Buslinie 24, die über Poppenbüttel nach Rahlstedt fährt.
Ich stimme Ihnen aber zu, dass da weitere Verbesserungen gut wären. Und gehe davon aus, dass diese Überlegungen einfließen in die Planungen, das MetroBus- ebenso wie das StadtBus- Netz auszubauen und neue Quartiersbusse und Expressbusverbindungen zwischen Stadtzentren zu schaffen, wie es unser SPD-Wahlprogramm vorsieht. Auch alle anderen Buslinien sollen stetig ausgebaut und verstärkt (und schrittweise elektrifiziert) werden. Die Anzahl der Bushaltestellen in unserer Stadt wollen wir um mehrere hundert erhöhen.
Andererseits geht es um die „Verkehrssysteme“, mit denen wir in Hamburg unterwegs sind. Da bin ich der Meinung: Die Idee einer Stadtbahn hilft uns nicht weiter. Vielleicht hätte man die Straßenbahn 1978 nicht abschaffen sollen, aber das ist Schnee von gestern. Heute müsste man Flächen für neue Gleiskörper finden, und zwar eine ganze Menge. Wo sollen die herkommen in unserem begrenzten Straßenraum? Und als weiterer Verkehrsträger brächte die Stadtbahn keine Vorteile, sondern Nachteile gegenüber U- und S-Bahn – die haben deutlich größere Transportkapaziäten – und den Bussen – die sind deutlich flexibler.
Also zusammengefasst: Noch mehr und noch besserer öffentlicher Nahverkehr: ja, auf jeden Fall. Stadtbahn: Nein, die hilft uns nicht weiter.
Mit freundlichen Grüßen
M.Conrad