Was halten Sie von Abrüsten statt Aufrüsten und wie beurteilen Sie nach 20 Jahren Einsatz die Niederlage der westlichen Truppen?
Ich begrüße die Initiative "Abrüsten statt Aufrüsten". Statt 2% des Bruttoinlandsprodukts für Waffen zu verpulvern brauchen wir Investitionen in unser Bildungssystem, in unser Sozialsystem, in die dringend benötigte ökologische Wende in der Stromversorgung und der Mobilität sowie in friedliche Entwicklungshilfe.
Die Machtergreifung der Taliban ist eine Tragödie, die nur ein weiteres mal zeigt, wie vermessen es ist, Demokratie mit Bombern und Kampfdrohnen herbeiführen zu wollen. Nach 20 Jahren Krieg und zehntausenden toten Zivilisten sind die Taliban noch mächtiger als davor. Die Menschen, die in Afghanistan von den Taliban jetzt bedroht werden, benötigen unsere Solidarität - sei es, indem wir auf die neuen Machthaber in Kabul mäßigend einwirken, sei es, indem wir ihnen eine Flucht in sicherere Länder ermöglichen. Klar ist für mich: die Bundesregierung muss aus dieser Erfahrung lernen und sich nicht mehr in derartige militärische Abenteuer verwickeln lassen.