Wie stehen Sie zur behindertengerechte Eingliederung ins Arbeitsleben, wohnengemeinschaften und Freizeitgestaltung. Sowie das dringend benötigte Pflegepersonal in diesem Bereich?
In den Medien wird über Pflegenotstand nur in Krankenhäusern und Altenpflegeheime gesprochen, dass es aber auch von Geburt an behinderte Menschen gibt wird mit keinem Wort erwähnt. Diese Menschen wollen sogar arbeiten bekommen ein Gehalt das nicht sehr wertschätzend ist. Und am Pflegepersonal mangelt es so sehr dass noch nicht mal Freizeitgestaltung möglich ist. Was unglaublich traurig ist. Als Mutter soll ich 100% arbeiten und 100% Betreuerin sein was nicht möglich ist. Gleichzeitig darf ich mit ansehen wie anderen finanzielle Unterstützung geschieht während wir nur froh darüber wären wen eine menschengerechte Betreuung stattfindet und Unterstützung bei dem immensen Papierkrieg damit ich mich auf meine Arbeit konzentrieren kann.
Mit freundlichen Grüßen B. .Gundula
Sehr geehrte Frau Gundula,
Gerne gehe ich auf Ihre Fragen ein.
Ich bin im schwäbischen Bezirkstag und habe ein schwerbehindertes Patenkind, somit bin ich in der Materie durchaus etwas Firm.
Ich fange mal von hinten an. Das größte Problem in diesem Bereich für die Betroffenen selbst ist mittlerweile die Bürokratie. Es muß bei unheimlich vielen Stellen beantragt und vorgesprochen werden um alle Fördermittel die einem zustehen zu bekommen. Hier muß es eine Entbürokratisierung geben, so daß der Lebensunterhalt aus 1-2 Töpfen gedeckt wird.
Daran schließt sich gleich er nächste Punkt an, das Arbeitsentgelt. Natürlich könnte man behinderten Menschen mehr Geld für die Arbeit bezahlen. Bezahlung ist aber der Marktwirtschaft unterworfen, und gerade rein körperlich behinderte verdienen oft genauso viel wie ihre Kollegen. Menschen die nicht Wirtschaftlich tätig sein können, werden nur eingestellt, wenn der Staat entsprechend einen finanziellen Ausgleich schafft, was wieder weitere Anträge und Fördergelder mit sich bringt. Unter dem Strich sorgt der Statt finanziell gut für unsere benachteiligten Mitbürger, wenn, und das ist wieder das Problem der Bürokratie, man alle Förderungen erhält.
Vielleicht noch zu dem Punkt Wohngemeinschaften und Werkstätten. Auch diese sind ein wichtiger Baustein in der Behindertenarbeit. Letztlich sollte die Entscheidung, soweit möglich, aber immer durch denbetroffenen erfolgen, wie er sein Leben gestalten möchte.
Am Pflegepersonal mangelt es sehr, und mittlerweile ist es, besonders in der Krankenpflege, nicht einmal mehr das Geld was fehlt. Es ist das generelle fehlen an arbeitsfähigen und leider auch arbeitswilligen Menschen. Zum einen wird arbeiten durch immer höhere Sozialleistungen (Bürgergeld) und hohe Steuerbelastungen immer unattraktiver gemacht, zum anderen sind Menschen immer schwerer dazu zu bewegen unbequeme, sprich körperlich anstrengende und/oder zeitlich unattraktive Berufe zu ergreifen. Hier wäre statt der aktuellen Migrationspolitik eine solide Gastarbeiterregelung angebracht, denn viele Menschen aus der ganzen Welt würden gerne in Deutschland arbeiten, gutes Geld verdienen und nach einigen Jahren wieder nach Hause zurückkehren.
Hilfreich können in Ihrer Situation immer die Sozialberatungsstellen der verschiedenen Organisationen sein, sowie, wenn Sie in Bayern wohnen, die Sozialberatung ihres Bezirks.
Ich bedaure das ich Ihnen hier keine maßgeschneiderte Lösung anbieten kann, mit einem behinderten Menschen zusammenzuleben ist immer eine Herausforderung und sehr individuell, nichtsdestotrotz hat der Staat hier deutlichen Handlungsbedarf, und zwar nicht in mehr, sondern in weniger Regulierung. Leider sind die meisten Regelungen in der Bundesregierung verortet die durch den Freistaat und die Bezirke mit sehr wenig Spielraum umgesetzt werden müssen.