Frage an Markus Mangold von Felix S. bezüglich Verkehr
Ich habe eine Frage an Landtagskandidaten in Stuttgart.
Wie stehen Sie im Jahr 2021 zu dem Projekt Stuttgart 21?
Wäre es für die Stadtentwicklung Stuttgarts nicht ein großer Vorteil, wenn der ganze Kopfbahnhof erhalten wird, damit bei einer echten Verkehrswende doppelt bis 3 mal so viele Züge wie heute nach Stuttgart fahren können?
Ist die Verbindung von Stuttgart mit dem Umland nicht wichtiger, als der Zubau dieser heutigen Bahnfläche mit Gebäuden?
Zeigt nicht auch die Corona-Pandemie, dass es sinnvoll ist, die Fahrgäste auf mehr Bahnsteige und Züge zu verteilen?
Wie bewerten Sie das Tragen der Masken in Bus und Bahn? In meinem Zug sitzt ein Fahrgast, der behauptet, dass die Verteilung der ausgeatmeten Luft im Raum durch die Maske viel gefährlicher sei, als bei ungehinderter Nasenatmung. Da Politik hier Beschlüsse fasst, haben Sie oder Ihre Partei sich sicher dazu sachkundig gemacht. Wie bewerten Sie diese Aussage? Kann ich der widersprechen oder sollte die Politik dies noch mal prüfen?
Ein Bekannter will wegen der Maskenpflicht sich ein Auto kaufen trotz optimaler Busverbindung. Corona scheint den ÖPNV so schwer zu schaden. Es nutzen wieder mehr Menschen das viel gefährlichere Auto und dem ÖPNV brechen die Fahrgeldeinahmen weg. Sollten auch die Steuereinnahmen dauerhaft geringer ausfallen, befürchte ich massive Einschränkungen im Angebot, statt der notwendigen Verkehrswende. Wie sieht ihre Strategie aus, die Corona-Pandemie zu überwinden und die Verkehrswende zu erreichen? Ist die Impfung die einzige Lösung oder gibt es andere Wege sich gegen Infektionen zu schützen?
Da wir jetzt wieder mehr Sonnenlicht haben frage ich mich, ob bei Abstand unter freien Himmel (u.a. Bahnsteige und Haltestellen) eine Maskenpflicht schädlich ist, weil diese verhindert, dass unter der Haut des verdeckten Gesichtsbereiches Vitamin D gebildet wird, ein Vitamin, von dem wir nur genug haben, wenn wir viel Haut der hoch stehenden Sonne ausetzen?
Mit bestem Gruß, Felix Staratschek
Sehr geehrter Herr Staratschek,
gerne beantworte ich ihre Fragen:
Wie stehen Sie im Jahr 2021 zu dem Projekt Stuttgart 21?
Ich halte es für die Entwicklung unseres Landes grundsätzlich für wichtig, dass wir in der Lage sind Großprojekte wie Stuttgart 21 in Angriff zu nehmen. Es ist jedoch ein generelles Problem bei Großprojekten in Deutschland, dass die tatsächlich anfallenden Kosten stets exorbitant über den kalkulierten Kosten liegen. In anderen Ländern versucht man diese Diskrepanz seit längerem erfolgreich dadurch auszugleichen, dass man auf die Kostenkalkulation in den Angeboten grundsätzlich einen gewissen Prozentsatz aufschlägt. Hätte man die Kosten beim Projekt Stuttgart 21 von Anfang an ehrlicher berechnet, wäre die Akzeptanz des Projekts in der Öffentlichkeit heute definitiv höher.
Wäre es für die Stadtentwicklung Stuttgarts nicht ein großer Vorteil, wenn der ganze Kopfbahnhof erhalten wird, damit bei einer echten Verkehrswende doppelt bis 3 mal so viele Züge wie heute nach Stuttgart fahren können?
Das Projekt Stuttgart 21 besteht im Grunde aus zwei Projekten, einmal dem Verkehrsprojekt „Stuttgart 21“ und einmal dem Städtebauprojekt „Stuttgart 21“. Aus Stadtentwicklungssicht macht das Projekt Stuttgart 21 hierbei durchaus Sinn. Die Bevölkerung Stuttgarts ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Dies lässt, nicht zuletzt aufgrund fehlender Bau- und Entwicklungsflächen, die Wohnungspreise und Mieten in die Höhe schießen. Die Gleisanlagen blockieren seit vielen Jahren wertvolle Flächen für die innerstädtische Wohnungsbau- und Verkehrsentwicklung. Daher ist eine Verlegung der Gleisflächen unter die Erde absolut wünschenswert. Auch aus Umweltschutzgründen spricht einiges für eine derartige Innentwicklung der Stadt. Schließlich können so der Flächenverbrauch und die Flächenversiegelung im Umland deutlich reduziert werden. Dies alles setzt natürlich eine umsichtige Bauplanung der Stadt Stuttgart, insbesondere auf den später frei werdenden Baufeldern, voraus.
Beim Verkehrsprojekt Stuttgart 21 hat man hingegen in meinen Augen, mit Blick auf einen zukünftigen Ausbau des Schienenverkehrs, tatsächlich an der falschen Stelle gespart. Es wäre perspektivisch durchaus sinnvoll gewesen, an der ursprünglichen Planung mit mehr Bahnsteigen festzuhalten. Zudem spreche ich mich auch eindeutig für einen Erhalt und die Wiederanbindung der Panoramabahnstrecke aus, da diese insbesondere für das Stuttgarter S-Bahn-Netz als Ausweichstrecke von zentraler Bedeutung ist. Man muss allerdings klar sagen, dass die von Ihnen angesprochenen Steigerungsraten beim Zugverkehr mit Blick auf die aktuelle Entwicklung zumindest in den nächsten Jahrzehnten nicht realistisch sind.
Ist die Verbindung von Stuttgart mit dem Umland nicht wichtiger, als der Zubau dieser heutigen Bahnfläche mit Gebäuden?
Das Eine schließt hier das Andere nicht aus. Eine bessere Anbindung des Stuttgarter Umlandes, insbesondere im Bereich ÖPNV, ist dringend erforderlich. Verbunden mit kürzeren Pendlerzeiten führt dies jedoch immer auch zu verstärktem Wohnungsbau und damit Flächenverbrauch im Umland. Eine stärkere Verdichtung im Stadtzentrum durch die Konversion der Gleisanlagen, verbunden mit kurzen Wegen zur Arbeit etc., ist daher auch ein wichtiger Beitrag zu Natur- und Umweltschutz.
Wie bewerten Sie das Tragen der Masken in Bus und Bahn? In meinem Zug sitzt ein Fahrgast, der behauptet, dass die Verteilung der ausgeatmeten Luft im Raum durch die Maske viel gefährlicher sei, als bei ungehinderter Nasenatmung. Wie bewerten Sie diese Aussage?
Es gibt inzwischen zahlreiche Studien, die belegen, dass sich das Infektionsrisiko bei korrekt getragenen Gesichtsmasken auch in geschlossenen Räumen deutlich reduziert.
Ein Bekannter will wegen der Maskenpflicht sich ein Auto kaufen trotz optimaler Busverbindung. Corona scheint den ÖPNV so schwer zu schaden. Es nutzen wieder mehr Menschen das viel gefährlichere Auto und dem ÖPNV brechen die Fahrgeldeinahmen weg. Sollten auch die Steuereinnahmen dauerhaft geringer ausfallen, befürchte ich massive Einschränkungen im Angebot, statt der notwendigen Verkehrswende. Wie sieht ihre Strategie aus, die Corona-Pandemie zu überwinden und die Verkehrswende zu erreichen?
Wir FREIE WÄHLER setzen uns für das 365-Euro-Ticket im ÖPNV ein. Zudem sollten P+R-Angebote gerade im Umkreis der Ballungszentren deutlich ausgebaut werden. Ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept darf sich jedoch nicht nur auf die Förderung des ÖPNV konzentrieren, sondern muss ein sinnvolles Zusammenspiel verschiedener Fortbewegungsmittel ermöglichen. Teil dieses Konzeptes wird daher auch in Zukunft der individuelle Personenverkehr bleiben.
Ist die Impfung die einzige Lösung oder gibt es andere Wege sich gegen Infektionen zu schützen?
Das Infektionsrisiko wird durch die Einhaltung der Kontakt-, Abstands- und Maskenregeln bereits deutlich gemindert. Dennoch ist eine möglichst weitreichende Impfkampagne aktuell der einzige Weg, um zu einer dauerhaften Öffnung und gesellschaftlicher Normalität zurückkehren zu können.
Da wir jetzt wieder mehr Sonnenlicht haben frage ich mich, ob bei Abstand unter freien Himmel (u.a. Bahnsteige und Haltestellen) eine Maskenpflicht schädlich ist, weil diese verhindert, dass unter der Haut des verdeckten Gesichtsbereiches Vitamin D gebildet wird, ein Vitamin, von dem wir nur genug haben, wenn wir viel Haut der hoch stehenden Sonne aussetzen?
Es gibt keine ernstzunehmende wissenschaftliche Studie, die einen Zusammenhang zwischen dem Tragen von Gesichtsmasken und Vitamin-D-Mangel herstellt.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Mangold